Nackter Mensch im leeren Raum
Kirill Semjonowitsch Serebrennikov ist ein Universalist der darstellenden Künste. Er inszeniert in Schauspiel, Ballett und Oper, bei Crossover-Projekten und im Performancebereich und ist dabei oft als sein eigener Bühnen- und Kostümbildner unterwegs, er ist Drehbuchautor und Kinoregisseur, er realisiert Fernsehproduktionen und Musikvideos – und ist zugleich das genaue Gegenteil eines Monomanen oder gar Berserkers.
Als Regisseur begegnet er allen Mitwirkenden – ob vor oder hinter der Bühne, ob jemand als Hauptdarsteller oder zum ersten Mal auf einer Bühne steht – mit der gleichen wertschätzenden Hochachtung. Und er ist Ermöglicher, Förderer und Kommunikator weit über sein im engeren Sinne persönliches Schaffen hinaus. Als Festivalleiter kuratierte er mit «Territory» und «Platforma» zwei langfristig angelegte und für die Etablierung zeitgenössischer Musik, Theater- und Performancekunst in Russland entscheidende Veranstaltungsreihen. Als Pädagoge prägte er eine ganze Generation junger Theaterschaffender, zentral mit Gründung des «Siebten Studios» als Ausbildungslehrgang für Schauspiel und Regie am Moskauer Künstlertheater. Nachdem 2012 die «Goldene Maske» zum ersten Mal in der ...
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Opernwelt Jahrbuch 2022
Rubrik: Regisseur des Jahres, Seite 28
von Sergio Morabito
Seltsam, dieser Beginn. Vertraut man leichtgläubig und naiv auf die drei vorgezeichneten Kreuze und liest man den Text, käme als Tonart eigentlich nur A-Dur in Frage – und ein optimistischer Gestus. «Im wunderschönen Monat Mai», das klingt nach ungehemmter, frühlingshafter Vorfreude. Doch schon die Spiel- und Singanweisung «Langsam, zart» deutet vorsichtig an, dass...
Ich muss gestehen, die Oper «Frédégonde» war mir bis vor Kurzem nicht bekannt. Dass ich damit nicht allein bin, davon zeugen noch jüngste Veröffentlichungen zur Geschichte der französischen Oper im späten 19. Jahrhundert, in denen das Werk nicht auftaucht. «Frédégonde» erscheint auf den ersten Blick fremd im Sinne von unbekannt – und merkwürdig. Denn merkwürdig, ja...
Der Beginn war wenig ermutigend. Die 1870 vollendete, heroische Oper «Alfred» erlebte ihre Uraufführung 1938 in Prag und wurde dann erst wieder 2014, und auch nur konzertant, gegeben. Dabei ist Theodor Körners deutsches Libretto so übel nicht, schon Flotow und Raff hatten es vertont. Auch an melodischer Erfindungsgabe, packenden Szenen und origineller...