Mutige Rebellin
Ein Wortspiel mit dem französischen Ausdruck für «Rebellin» findet sich auf dem Cover eines neuen Albums der Sopranistin Josefine Göhmann und des Pianisten Mario Häring: «réBelles!». Göhmann kommentiert: «Sich in dieser Welt selbst zu finden und zu definieren, ist unglaublich komplex geworden. Für uns Frauen ist es sehr schwierig, obwohl wir mehr als 100 Jahre Frauenrechtsbewegung haben und obwohl wir im Grundgesetz gleichberechtigt sind. Mich interessiert, warum das so schwer ist oder – drastisch gesagt, welcher Diktatur des Geistes wir folgen.
Vielleicht der Idee, dass jede und jeder von uns perfekt sein will. Es gibt so viele Standards, wie man sein sollte: besonders reich, besonders schön, besonders erfolgreich oder sexy.»
Den kulturhistorischen Standards weiblicher Inbilder widmen sich Göhmann und Häring, indem sie entsprechende Themenfelder wie «Jungfräulichkeit», «Meerjungfrauen», «Heldinnen» sowie den Ophelia-Stoff musikalisch-programmatisch aufs Tableau heben. Dafür hat die Sopranistin sogar zwei Komponistinnen und einen Komponisten beauftragt, entlang der Sujet-Linien Neues zu (Noten-)Papier zu bringen. Feliz Anne Reyes Macahis (*1987) von den Philippinen vertont eine ...
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Opernwelt 7 2022
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 35
von Arno Lücker
Bei Betrachtung der Vorab-Fotos hatte man noch gebangt. Santa Cecilia als kettenrauchendes, männerverschlingendes Biest? In einem Kleid, das aussah wie ein Opernzitat, eng geschnitten und mit folkloristischen Applikationen? Doch eine Carmen wird die Bartoli uns und sich wohl auf ewig ersparen – in Sevilla, so das Motto ihrer diesjährigen Pfingstfestspiele, sind...
Ein «lyrisches Märchen» hat Antonín Dvořák seine 1901 uraufgeführte Oper «Rusalka» genannt. Um ein Mensch zu werden und eine Seele zu erwerben, muss die Nixe ihre Stimme aufgeben. Ohne Sprache ist sie aber nur ein Phantom für den Prinzen, dessen Traumbild sie liebt. In der zeittypischen Gestaltung des Stoffs durch den Librettisten Jaroslav Kvapil verbinden sich...
Es war die Renaissance des romantischen und des klassischen Belcanto-Repertoires, die seit Beginn der 1960er-Jahre zur Nachfrage nach wendigen Mezzo- und Altstimmen führte – insbesondere für etliche der zentralen Partien von Gioachino Rossini, dessen Opern in den sechs, sieben Jahrzehnten zuvor Opfer der Tradition, also der «Schlamperei» (Gustav Mahler), geworden...