Müller-Siemens: Die Menschen
Mit seinem Engagement für Zeitgenössisches stieß Aachens scheidender Intendant Paul Esterhazy auf unterschiedliche Reaktionen. Als Dramaturg begleitete er die Mannheimer Uraufführung von Detlev Müller-Siemens’ «Menschen» und hat das Werk jetzt nach Aachen geholt. Ein «harter Brocken», nimmt das Werk doch radikal Abschied von Traditionen. Der Komponist spricht sich sogar hasserfüllt gegen die Literaturoper aus und fordert eine Rückkehr zur «zersplitterten Ursprungssituation» bei Monteverdi. Dennoch bezeichnet er «Die Menschen» als Oper.
Walter Hasenclever, gebürtiger Aachener, gehört zu den Galionsfiguren des Expressionismus (später schrieb er freilich Komödien). Sein Drama (1918, also vier Jahre nach dem Erfolg des «Sohnes», verfasst) sucht unter völligem Verzicht auf Handlungslogik Erkenntnisse freizusetzen über Flüche, die lastend auf dieser Welt liegen. Mit der eruptiven, kaum je zu einem vollständigen Satz findenden Sprache Hasenclevers sieht Müller-Siemens seine rabiate, ekstatisch hochwirbelnde Musik (ausgeführt allerdings von einem weitgehend traditionell besetzten Orchester) quasi seelenverwandt. Nur selten entspannt sich das Klanggeschehen. Dirigent Jeremy Hulin hat ...
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