Mit den Klängen kamen die Tränen

Die Opera Wroclawska huldigt Frédéric Chopin mit einem nach ihm benannten Bühnenwerk. Der Komponist heißt Giacomo Orefice. Impressionen einer Reise in vier Bildern

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Erstes Bild: Chopin geht ins Theater
 
Wir stellen uns die Szene vor. Wie der junge Mann, von der Dominsel kommend, über die Promenade am Festungsgraben schlendert, gedankenversunken. Wie er von dort, Gryphius und Lessing folgend, Alfred Kerr und Theodor Fontane zuvorkommend, in Richtung Altstadt strebt, hin zu der von Altaristenhäusern gesäumten Elisabethkirche mit ihrem neunzig Meter aufragenden Turm.

Wie er sich dann gen Süden wendet, in Richtung Theater, und schließlich vor dem preußisch-klassizistischen Langhans-Bau verharrt, in Bewunderung über das gelungene Werk, das später gleich zweimal den Flammen zum Opfer fällt: 1865 und 1871.

Es ist verbürgt, dass er hier war. Mindestens dreimal hat Frédéric Chopin Breslau, das heutige Wroclaw, besucht. Erstmals im Sommer 1826, auf dem Weg von Warschau ins schlesische Bad Reinerz (heute Duszniki Zdrój). Auch drei Jahre später ist Chopin in der Stadt, im Rahmen seiner Wien-Reise, die so lange nachhallen wird. Der dritte Besuch datiert vom November 1830; bald wird er außer Landes sein, für immer. Chopin geht bei dieser Gelegenheit ins (nicht mehr existierende) alte Breslauische Theater und sieht dort Ferdinand Raimunds ...

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Opernwelt April 2010
Rubrik: Reportage, Seite 30
von Jürgen Otten

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