Mit den Gezeiten
Wenn’s so klingt wie hier, muss einem um Europa nicht bange sein. Freilich ist dabei weder vom Kontinent dieses Namens die Rede noch von einer Europäischen Union in Zerrüttungsgefahr, sondern von «Europa riconosciuta», Antonio Salieris Oper. Und von der Titelpartie in der Gestaltung durch Diana Damrau zur Inaugurazione des Teatro alla Scala 2004 (die DVD kam erst kürzlich, nach einem Dutzend Jahren, auf den Markt). Genau genommen war es die Wiedereröffnung nach einer gründlichen, drei Jahre währenden Renovierung des Hauses.
Riccardo Muti, damals dort Musikdirektor, wählte aus diesem Anlass das gleiche Stück, mit dem die Scala im klassizistischen Bau Giuseppe Piermarinis 1778 eröffnet worden war. Gluck hätte die Festoper schreiben sollen, hatte dazu jedoch offenbar keine Lust und gab den Stab an seinen Protegé, den jungen Antonio Salieri, weiter.
Dessen Zweiakter von Europa, der Gattin des Kreterkönigs Asterio, die nach manchen Wirrsalen zur Königin von Tyrus ausgerufen wird, doch auf den Thron zugunsten des jungen Paares Semele und Isséo verzichtet, ist dramaturgisch ziemlich fad, bringt den Figuren kaum Entwicklung; die Charaktere – allesamt hohe Stimmen, drei Soprane, ein ...
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Opernwelt April 2017
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 24
von Gehrard Persché
Zart schwebt die Musik durch den Raum: «One charming night», eine der berühmtesten Arien aus «The Fairy Queen». Doch plötzlich stampft das Orchester in wilden Rockrhythmen los. Aber es zerstört Purcells Poesie nicht ganz, holt sie nur auf die Erde zurück, füllt die Körperlosigkeit mit Fleisch. Solche Wechselwirkungen gibt es oft in Helmut Oehrings 2013 in Berlin...
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Hans Hotter (1909-2003), für eine Dekade der bestimmende Heldenbariton im Nachkriegs-Bayreuth, war von Anbeginn seiner Karriere auch ein herausragender Liedinterpret, wie seine zahlreichen Beiträge zu der legendären Liededition des Pianisten Michael Raucheisen belegen. 1973, da war er schon 64 Jahre alt und nur noch gelegentlich auf der Opernbühne aktiv, wollte er...