Metamorphosen des Unverwechselbaren
Am liebsten schreibt sie für Freunde. Für Menschen, die sie gut kennt. Judith Weir hält wenig von Theorien, Programmen oder Schulen. Wichtiger ist ihr der Dialog mit den Interpreten, die ihre Musik aufführen. Egal ob es sich um Profis oder Laien handelt.
Hat nicht jede Sängerin, jeder Instrumentalist, jedes Orchester, jeder Chor eine Persönlichkeit, eine spezielle Aura, die man nicht einfach austauschen kann? Die Vielfalt, den Reichtum individueller Stimmen und Charaktere fand die in London aufgewachsene und heute wieder dort lebende Komponistin mit schottischen Wurzeln seit jeher faszinierend. Und es ist dieser inspirierte Sinn für das Einzigartige im Konzert erlebter Klänge, der ihren Werken ein Aroma des Unvergleichlichen, durch alle Raster Fallenden verleiht. Kein Stück gleicht dem anderen, keines kreist variierend um eine bereits eingeführte Idee oder ein schon erkundetes Motiv. Immer weht ein frischer Wind, gleichsam vom Nullpunkt der Imagination – einer Fantasie, die ohne große Gesten auskommt, vielmehr das poetisch verdichtete Understatement, die flüchtige Miniatur, die feine Ironie sucht.
Das zeichnet sich schon in «King Harald’s Saga» ab, einer Mini-Oper auf eine ...
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Opernwelt Juli 2011
Rubrik: Magazin, Seite 65
von Albrecht Thiemann
Ob es Alan Curtis noch zu einer Gesamtaufnahme aller Händel-Opern bringen wird? Dank der finanziellen Unterstützung der Händelianerin Donna Leon ist die Aufnahmeliste des 76-Jährigen schon auf über zehn Werke gewachsen, und nachdem frühere Curtis-Einspielungen eher den Werken aus der zweiten Reihe («Lotario», «Arminio») galten, wagt er sich seit einiger Zeit an...
Herr Nagy, Ihr Lebenslauf fordert eine Bemerkung einfach heraus: Vor etwas mehr als 24 Jahren sangen Sie als Knabensopran den Hirten im «Tannhäuser», jetzt steht Ihr Bayreuth-Debüt an. Bald können wir Sie zum Silbernen Wagner-Jubiläum beglückwünschen…
Stimmt, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Und das mit nur zwei Wagner-Partien! Ich komme ja aus der...
Karl Marx war kein Marxist und Richard Wagner kein Wagnerianer. Beiden ist noch zu Lebzeiten und erst recht nach ihrem Tod das widerfahren, was revolutionären Neuerern stets widerfährt: Aus ihrem Denken wurde ein System, aus ihrer Weltanschauung ein Glauben gezimmert. Wagner hat es geahnt. Jedenfalls überliefert Cosima in ihren Tagebüchern eine vier Wochen vor dem...