Mehr als Amüsement
Vor 200 Jahren wurde er als Sohn eines Kölner Kantors geboren, schon mit 14 Jahren kam er nach Paris, damals die Welthauptstadt der Musik und schönen Künste. Dort brachte er es zum erfolgreichsten Komponisten neben (dem aus Berlin zugereisten) Giacomo Meyerbeer. Und doch blieb Jacques Offenbach in der feinen Gesellschaft, die sich an der Seine köstlich über den Biss seiner Stücke amüsierte, ein Außenseiter – bald als Jude, vaterlandsloser Geselle oder Agent des (deutschen) Erbfeinds abgestempelt, je nach aktueller Stimmungslage.
Bis heute gilt er vor allem als «grand amuseur», «Spottvogel» oder «Hofnarr der Romantik». Höchste Zeit, das Œuvre eines Genies gegen die spaßkulturelle Vereinnahmung zu verteidigen
Humoristisch
Offenbach, Sie wissen schon, das ist der «grand amuseur», der «große Spaßmacher». Erstmals scheint uns dieser Slogan bereits in einem Nachruf, also 1880 zu begegnen. Und wer würde widersprechen? Wenn man ein Werk Offenbachs sieht und hört, kann man sich köstlich amüsieren. Man denke nur an die a-cappella-Kadenz im Finale des zweiten Akts von «La belle Hélène»: König Ménélas’ Frage, was denn nun mit seiner «Ehre» sei, wird nicht beantwortet, sondern ad absurdum ...
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Opernwelt Jahrbuch 2019
Rubrik: Jacques Offenbach, Seite 88
von Anselm Gerhard
La joie de vivre
Dieser nie versiegende Enthusiasmus! Diese unerschöpfliche Lust, Brücken zu schlagen, zwischen Künstlern, zwischen Musik, Theater, Literatur, Film und den bildenden Künsten. Zwischen Kulturen, Sprachen, Kontinenten. Diese Freude, wenn sie Französisch sprechen konnte, und ihr Französisch war ausgezeichnet! Diese faszinierenden, leidenschaftlichen...
Auch der Opernbetrieb ist auf das Prinzip Hoffnung gebaut. Eine ganz besondere Hoffnung, die gerade in Norwegen gehegt wird, nämlich eine Stimme wie die von Kirsten Flagstad zu finden, schien sich zu erfüllen, als die Sopranistin Lise Davidsen 2015 bei der Queen Sonja International Music Competition in Oslo das Publikum, wie die Jurorin Sofie de Lint berichtete, in...
Herr Waldschmidt, wie sind Sie eigentlich auf Albéric Magnards Oper «Guercœur» gestoßen?
Das hat mit der Stadt zu tun, in der ich nun seit acht Jahren das Theater leite. Als ich mich um die Intendanz des Theaters Osnabrück bewarb, habe ich mich intensiv mit der Geschichte und Gegenwart des Ortes und der Region beschäftigt. Aus guten Gründen nennt sich Osnabrück...