Matte Scheiben

Wiens März-Premieren vermögen kaum zu überzeugen: Mozarts «Le nozze di Figaro» bedient an der Staatsoper Klischees, Webers «Freischütz» verliert sich am Musiktheater an der Wien im Videowald, und Moritz Eggerts «Letzte Verschwörung» ist an der Volksoper flach wie eine Flunder

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Ein Wiener Lokalderby mit drei Premieren an drei Häusern, zwei davon mit Werken des Repertoires, eine davon als Uraufführung: Der März brachte die Fortsetzung des Mozart-Da-Ponte-Zyklus mit «Le nozze di Figaro» an der Staatsoper in der Inszenierung von Barrie Kosky, mit Philippe Jordan am Pult; am Musiktheater an der Wien blickte Regisseur David Marton mit Kameralinsen auf Webers «Freischütz» – und die Volksoper hob Moritz Eggerts «Mythos-Operette» namens «Die letzte Verschwörung» aus der Taufe.

Soviel vorweg: Ein definitiver Flop war dabei – Samiel, hilf! Hatte Barrie Kosky «Don Giovanni» zusammen mit Katrin Lea Tag noch in einem wilden Felsengebirge angesiedelt, bei dem man jeden Moment mit einer um die Ecke biegenden Fricka rechnete, regiert im «Figaro» auf Rufus Didwiszus’ Bühne zumindest in den Mittelakten ein in dieser bunten Detailfülle überraschendes Rokoko: Das Boudoir der Gräfin fährt als intime Guckkastenbühne Richtung Rampe; Recht gesprochen wird in einem Wandgemäldesaal. Diese Interieurs zitieren gleichsam die Aufführungsgeschichte und werden nur durch manche Details sanft aus ihrer historischen Verankerung gehoben. Erster und vierter Akt sind abstrakter: ein schmaler ...

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Opernwelt Mai 2023
Rubrik: Im Fokus, Seite 28
von Walter Weidringer

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