Maskenfall

Strauss: Salome
Graz | Oper

Opernwelt - Logo

Die Zeit ist aus den Fugen. Schreckliches werde geschehen, greint Herodes, wobei die Honigschicht der Jovialität, um die er sich ohnehin zumeist vergeblich müht, endgültig abtropft. Es geht um seine Stieftochter Salome, die verzogene Göre mit erotischem Appeal, die für erwiesene Gunstleistungen, Tanz et cetera, partout den Kopf des eingekerkerten Propheten fordert. In Florentine Kleppers Grazer Inszenierung ist der Tetrarch ein schmieriger Macho, der Frauen nicht nur auf dieser Masken- und Sex-Party im Penthouse, der wir visuell beiwohnen, rücksichtslos zu seiner Lust gebraucht.

Irgendwie erinnert er uns in seiner Posenfreudigkeit und dem giftgrünen Outfit aber auch an den TV-Unterhalter Thomas Gottschalk. Apropos: Könnte es sein, dass Klepper sich nicht nur, wie sie sagt, von Michel Foucault inspirieren ließ, sondern auch in die Niederungen der deutschen Fernsehunterhaltung abtauchte, etwa zur Serie «Der Bulle von Tölz», Folge: «Wenn die Masken fallen»? Manche Szene mag an diese Episode erinnern, doch vermutlich ist jede Ähnlichkeit Zufall – auch wenn wir zu Beginn eine massige Gestalt nach Art des Ottfried Fischer auf der Bühne ausmachen; freilich ist es nicht Kommissar Benno ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Januar 2019
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Gerhard Persché

Weitere Beiträge
Eros der Grammatik

Sieben Jahre. Mindestens. So lange dauert die Ausbildung. Die Anforderungen sind hoch und breit gefächert. Wer es im «klassischen», über Jahrhunderte hinweg mündlich tradierten Theater Chinas zu etwas bringen will, muss neben Talent und Leidenschaft viel Zeit investieren. Um die Grammatik eines Gesamtkunstwerks in den Körper zu bekommen, die Sprechen, Singen,...

Impressum Januar 2019

60. Jahrgang, Nr 1
Opernwelt wird herausgegeben von
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin

ISSN     0030-3690
Best.-Nr.     752318

Redaktion Opernwelt
Nestorstraße 8-9, 10709 Berlin
Tel.: +49(0)30/25 44 95 55
Fax: +49(0)30/25 44 95 12
redaktion@opernwelt.de
www.opernwelt.de



Redaktion
Jürgen Otten, Albrecht Thiemann (V. i. S. d. P.)

Redaktionsbüro
Andrea Kaiser | redaktion@opernw...

Schier überwältigend

Das Experiment war einmalig. So zumindest empfand es der Dichter Hugo von Hofmannsthal nach einem äußerst spannungsreichen Entstehungsprozess, der beinahe zu einem Zerwürfnis zwischen ihm und dem Komponisten Richard Strauss geführt hätte. Am Ende aber stand ein überaus komplexes Meisterwerk – «Ariadne auf Naxos». David Hermann hat es nun in Dresden (nach einem...