MAKE LOVE, NOT WAR
Händels Oper «Alcina» gehört zu den Werken, deren Handlung aus einem Wust aus Namen, Verlobungen und Verkleidungen besteht. Das Beste, was einem solchen Stück passieren kann, ist eine Regie, die dieses Gewirr so auf die Bühne bringt, dass man als Zuschauerin dem Geschehen mühelos folgen kann. So geschehen am Theater Stralsund.
Auf die nur sprichwörtlich «einsame Insel» nimmt die als Mann kostümierte Bradamante (herrlich skeptisch, genervt: Elena Tasevska) ihren Mitstreiter Melisso mit. Ziel der Reise ist es, Ruggiero, den Verlobten Bradamantes, aufzufinden.
Er soll zu Hause den Dienst an der Waffe leisten. Die beiden bewaffneten Expediteure geistern in fantasievollen, zwischen Antifa und Computerspielfigur schwankenden Kostümen über die Bühne und betreten eine ihnen fremde, verzauberte Welt, an der man sich nicht sattsehen kann. Bühnenund Kostümbilderin Sarah Antonia Rung hat einen märchenhaften Raum gestaltet: Weiße, leichte, sogar bewegbare Tücher bedecken wolkengleich den lebendigen Himmel. Unter diesem poetischen Dach findet sich ein pompöses Schlafzimmer mit zahlreichen, ebenfalls abgedeckten Versatzstücken: Bilder, Spiegel, andere Staubfänger.
Dem Schwarz der Eindringlinge ...
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Opernwelt Mai 2022
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Susanne Westenfelder
Der rote Lappen ist unten, aber nicht ganz, deshalb können wir sehen, wie sich da, trippelnd und dehnend, eine Schauspieltruppe warmläuft. Die Musik, ein ohrenöffnendes Klarinettensolo, suggeriert Behaglichkeit: «Es war einmal». Das Auge aber hat sich einzustellen auf Theater im Theater in Neonrahmen (gebaut von Vincent Lemaire), alles in Anführungsstrichen...
Literaturoper oder nicht, das ist hier, vielleicht, die Frage. Natürlich zählt «Der Meister und Margarita» von York Höller diesem Genre zu, schließlich bildet der gleichnamige (surrealistische) Roman Michail Bulgakows die Vorlage für Höllers Bühnenwerk und lehnt sich der lineare Textverlauf daran an. Zugleich handelt es sich dabei aber nicht um eine einfache...
Manchmal braucht es keine aufwendigen Mittel, um große Wirkungen zu erzielen. Der überlange Tisch, an dem die Figuren im schlichten Bühnenbild von Norman Heinrich einander oft starr gegenübersitzen, weckt unweigerlich die Assoziation an das zynische Verhandlungsarrangement des russischen Kriegsverbrechers Wladimir Putin. An diesem Tisch sitzt Telramund, der alte,...
