Live aus dem Studio
Ein Blick auf die Besetzungszettel dieser beiden historischen Fernsehopern ruft bei mir erst einmal nostalgische Gefühle wach. Ihre Erstausstrahlung habe ich als Schüler auf dem Bildschirm verfolgt, die meisten der beteiligten Sänger noch auf der Bühne erlebt. Beim Wiedersehen fast ein halbes Jahrhundert später ist mein Eindruck sogar noch stärker, was sicher auch mit einigen Qualitäten zusammenhängt, die im heutigen Opernbetrieb verloren gegangen sind.
Um diese Filmdokumente richtig einschätzen zu können, muss man einen kurzen Blick zurückwerfen.
Bis Mitte der sechziger Jahre waren Direktübertragungen oder Aufzeichnungen von großen Opernereignissen im Fernsehen aus technischen, finanziellen, aber auch ästhetischen Gründen eine Seltenheit. Man zweifelte daran, die Dimensionen der Bühne auf den kleinen Bildschirm übertragen zu können. Deshalb produzierte man nach amerikanischem Vorbild – die erste Fernsehoper entstand 1949 in New York – vorzugsweise im Studio, zunächst leichtere Spielopern, später auch schwerere Brocken wie «Macbeth» oder «Jenufa». Der Sound war auf Zimmerlautstärke eingestellt, die Optik dem kleinen Fernsehspiel entlehnt.
Während in Amerika Fernsehopern von Anfang ...
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Opernwelt September/Oktober 2010
Rubrik: Medien | CDs und DVDs, Seite 41
von Ekkehard Pluta
Mieczyslaw Weinberg (1919-1996) gehörte zweifellos zu den vielseitigsten Komponisten seiner Generation. Auf 185 Werke kommt der Dresdner Musikhistoriker Wolfgang Mende. Allein 26 Sinfonien und 17 Streichquartette hat Weinberg hinterlassen, als er, der 1939 von den NS-Invasoren aus Warschau vertriebene Spross einer jüdischen Musikerfamilie, nach langer Krankheit und...
Es ist Juli in Wien, das Thermometer erreicht Rekordhöhen. Auf dem Weg zu unserem Treffpunkt, dem Café Landtmann gegenüber dem Burgtheater, suche ich den Schatten, so gut es geht, und denke an Albert Camus: «Die Hitze legte sich mit ihrem ganzen Gewicht auf mich und stemmte sich mir entgegen. Und jedes mal, wenn ich ihren heißen Atem auf dem Gesicht fühlte, biss...
Zwischen dem Bastille-Sturm und dem Ende der Napoleonischen Kriege watete Europa in Blut. Kein Wunder, dass auf den Bühnen die Geister der Toten zurückkehrten und schuldbeladene Gewissen in Angst-Psychosen trieben. Rossinis 14. Oper, «Sigismondo», Ende 1814 entstanden und nun zur Eröffnung des 31. Rossini-Opera-Festivals in Pesaro erst zum zweiten Mal nach 1827...