Lichter Eros, schwarze Melancholie

Das Lied-Œuvre der französischen Komponistin Rita Strohl wird wiederentdeckt

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Es ist keine Schande, den Namen von Rita Strohl noch nie gehört zu haben. Auch einschlägige Lexika kennen ihn nicht – ein Schicksal, das Debussys Zeitgenossin mit vielen Komponistinnen teilt. Wie ihr berühmter Landsmann stand Strohl im Bann des Symbolismus und damit fest in der französischen Tradition, war zugleich aber eine glühende Anhängerin Wagners. Sie begann mit Kammermusik und Liedern, wandte sich aber nach 1900 in einer Mischung aus esoterischem Mystizismus und pantheistischer Religiosität großformatigen Symphonien und der Oper zu.

Ihr megalomanes Projekt, nach dem Vorbild Bayreuths ein eigenes Theater zur Aufführung ihres unvollendeten, sieben Tage dauernden «Hindu-Zyklus» zu gründen, scheiterte. Danach zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück, verstummte mehr und mehr als Komponistin – und war bei ihrem Tod 1941 so gut wie vergessen.

Jetzt legt die Vereinigung «Elles women composers» auf ihrem CD-Label «La Boîte à Pépites» («Schatzkästchen») mit Vokalmusik die erste der auf drei Doppel-CDs geplanten Präsentation von Strohls fast 100 Werke umfassenden Œuvres vor. Die zwischen 1894 und 1901 entstandenen Lieder sind eine aufregende Wiederentdeckung – Werke, die teilweise ...

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Opernwelt April 2024
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 34
von Uwe Schweikert

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