Leise rieselt der Tod

Andrea Breth deutet Puccinis «Manon Lescaut» in Amsterdam vom Ende her. Alexander Joels rauschhaftes Dirigat konterkariert das kühle Bühnenambiente

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Im Anfang ein Bild, erschütternd und versöhnlich zugleich. Zwei Schlafende, womöglich Tote, Manon Lescaut und der Cavaliere Des Grieux. Reglos liegen sie im Bühnensand. Ein Spiegel trennt das verunglückte Paar, doch über dem Glas haben sich ihre Hände in einer letzten, zarten Berührung gefunden. Andrea Breth inszeniert erstmals Puccinis (lange nicht sonderlich geliebte, inzwischen oft gespielte) «Manon Lescaut» in Amsterdam vom Ende her, vom Tod in der Wüste.

Seine Entsprechung findet dies in Martin Zehetgrubers Bühnenbild, das den letalen Ausgang konsequent mitdenkt: Sein heller, abstrakter Einheitsraum bezeichnet in jeder Szene diese von Breth etablierte Atmosphäre.

Die Idee eines retrospektiven Fiebertraums ist nicht neu. Man hat schon vielen Violettas, Lulus, Eurydikes, Sentas abendfüllend beim Sterben zugeschaut. Dennoch spricht einiges für diesen häufig bemühten Theatertrick. Er schafft wissende Distanz zur Überwältigungsmacht von Bühne und Musik, bewirkt die – je nach Inszenierung – frühe Verklärung oder fatale Überschattung des Geschehens, gewährt suggestive Blicke in die Innenwelt einer reflektierenden Heldin. Wenn eine Regisseurin vom Schlage Andrea Breths zu diesem ...

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Opernwelt Dezember 2016
Rubrik: Im Focus, Seite 20
von Regine Müller

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