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Die Offenbach’sche Operette, so Karl Kraus, sei die Apotheose «einer verantwortungslosen Heiterkeit, die in diesem Wirrsal ein Bild unserer realen Verkehrtheiten ahnen lässt». Kraus konnte nicht mit Armin Petras rechnen, der «Orpheus in der Unterwelt» mit einem Einfall rahmt, der der beißenden Satire auf die Bourgeoisie im Kaiserreich des dritten Napoléon die Zähne zieht, bevor sie noch recht begonnen hat.
Stummfilmszenen – Petras datiert sie auf 1871, das Jahr der Pariser Commune – dichten Eurydike eine Vergangenheit als Fabrikarbeiterin an, aus der sie der Musikprofessor Orpheus befreit. Später entflieht sie aus ihrer Ehelangweile zum Untergrundchef Pluto. Anders als Frank Castorf in seiner «Faust»-Inszenierung (siehe OW 12/2016), die die Multiperspektive kontrastierender Zeiten und Bildwelten bis zum Schluss virtuos durchhält, schlägt Petras aus Eurydikes Emanzipationsgeschichte keine Funken, sondern vergisst sie sofort wieder und gibt sich mit einem Spiel zufrieden, das, je länger der Abend dauert, sich desto öder als biedere Ausstattungsklamotte entpuppt.
Ironie, Doppelbödigkeit, Sarkasmus, all die funkelnden Perlen von Offenbachs Humor und seiner Musik, die ...
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