La Voix humaine
Der «Lear» machte ihn 1978 schnell berühmt. Nicht nur durch die Uraufführung an der Bayerischen Staatsoper: Es waren kleinere Häuser wie Düsseldorf, Nürnberg und Oldenburg, in denen diese Oper sofort fesselte. Nahezu haptisch greifbare Cluster, Akkordwände, die scharf kontrastieren zu äußerster melodischer Verdichtung, Einsamkeit, Innigkeit: Aribert Reimann schrieb Musik einer Gegenwart, die sich sinnlich erfahren ließ, weil sie den Begriff des Erzählens weit und flexibel fasste.
In mehr als 30 Produktionen, zuletzt Anfang des Jahres an der Staatsoper Hannover, ist der «Lear» inzwischen weltweit gespielt worden.
Aribert Reimann mit dem «Lear» zu identifizieren, greift dennoch zu kurz. Mit jedem Werk entwickelte er eine elaborierte Eigensprache, einen spezifischen Duktus, eine besondere Grammatik. In «Bernarda Albas Haus» nach García Lorca zum Beispiel gruppiert sich eine überschaubare Anzahl von Musikerinnen und Musikern um vier, zum Teil präparierte Flügel: Zwölf Celli gehören dazu, solistisch besetzte Holz- und Blechbläser, keine Geigen, keine Bratschen. Auf ein sperriges Klangbild läuft das hinaus, auf archaische Wirkungen, die die absurde Situation von jungen Frauen einfangen, ...
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Opernwelt Mai 2024
Rubrik: In Erinnerung, Seite 68
von Stephan Mösch
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