Kurtisane vs. Diva
Als das Palazzetto Bru Zane 2012 mit Johann Christian Bachs «Amadis de Gaule» seine groß angelegte, der französischen Oper des 19. Jahrhunderts gewidmete CD-Buch-Reihe startete, ahnte wohl niemand, dass diesem Unternehmen ein solch durchschlagender Erfolg beschieden sein würde. Inzwischen ist die 30. Folge erschienen. Waren es anfangs meist vergessene, aber musikgeschichtlich bedeutsame Werke aus der Zeit um 1800, so hat sich das Schwergewicht der Auswahl weit ins 19., ja frühe 20.
Jahrhundert verlagert und schließt inzwischen auch populäre, allerdings editionsphilologisch gründlich revidierte Werke wie Gounods «Faust» oder Offenbachs «La Périchole» ein. Das trifft auch auf Charles Lecocqs Operette «La Fille de Madame Angot» zu, die nach ihrer Pariser Premiere am 21. Februar 1873 in den «Folies-Dramatiques» 411 Male hintereinander gegeben wurde und selbst dem erfolgsverwöhnten Offenbach Konkurrenz machte. Sie ist mehrfach für die Schallplatte eingespielt worden. Die glänzende Neuaufnahme geht mit leicht gekürzten Dialogen erstmals auf die luftiger und feiner instrumentierte Originalversion der Brüsseler Uraufführung vom Jahr 1872 zurück (inklusive zweier bislang unpublizierter ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt März 2022
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 26
von Uwe Schweikert
Sant’ Andrea della Valle, Palazzo Farnese, Engelsburg: Wer könnte diese ikonografischen Orte nicht sofort vor seinem inneren Auge abrufen, wenn er von «Tosca» hört? Und wie sollte, im Rom um 1800, die Handlung anders ablaufen als von Puccini und seinen Librettisten notiert? Aber ist «Tosca» ein derart «veristisches» Werk, dass es der Originalschauplätze überhaupt...
Damals, 2003, mussten denkfähige Opernregisseure statt irrlichternder Shitstorms im Netz noch richtig analoge Protestgewitter aushalten, wenn sie die Sehgewohnheiten traditioneller Opernbesucher angegriffen hatten oder wenn sich politische und religiöse Gruppierungen durch widerständige Theaterideen ideologisch diskreditiert fühlen durften. Hans Neuenfels, der sich...
Über die Liebe ist schon manch Klug-Erhellendes, Poetisch-Verdichtetes (und, ja, auch Staunenswertes) geschrieben worden. Eine der schönsten Charakterisierungen aber finden wir in der Bibel, im ersten Korintherbrief, Kapitel 13, Vers 4 bis 7: «Die Liebe ist langmütig und freundlich», heißt es da, «die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie blähet...