Kunst der Andeutung
Wenn man auf meinen Grabstein schriebe Hier ruht Francis Poulenc, der Musiker von Apollinaire und Éluard, so wäre das wohl mein schönster Ehrentitel», hat Poulenc einmal geäußert. Fast die Hälfte seiner 150 Lieder benutzt Texte der beiden großen Lyriker Guillaume Apollinaire (1880-1918) und Paul Éluard (1895-1952). Die Verbindung zwischen Wort und Ton ist dabei so vollkommen, dass man nicht mehr weiß, «ob das Gedicht für die mélodie geschrieben wurde oder die mélodie für das Gedicht» (Henri Hell).
Dabei trat Éluard, der surrealistische Troubadour der Liebe und der Freiheit, erst spät ins kompositorische Bewusstsein Poulencs. 34 seiner Gedichte hat er schließlich vertont, darunter so bedeutende Zyklen wie «Tel jour, telle nuit», «La Fraîcheur et le feu» und «Le travail du peintre».
Der Bariton Jasper Schweppe, Mitglied des Nederlands Kamerkoor und als Solist von der Gregorianik bis zur Postmoderne unterwegs, hat sie jetzt, begleitet von dem vorzüglichen Pianisten Arthur Schoonderwoerd, für das niederländische Label Et’Cetera aufgenommen. Er singt sie, ganz im Geist des von Poulenc bevorzugten Baritons Pierre Bernac, mit trockener Zurückhaltung, nüchtern und leicht im Ton, aber ...
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