Krise als Chance
Ein «sonderbar Ding» ist die Zeit, das wissen wir aus dem «Rosenkavalier» von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Thomas Mann nannte sie «wesenlos und allmächtig», auch das trifft es hervorragend. Blickt man nun zurück in das vergangene Spielzeit-Jahr, so kommt man nicht umhin, an diese beiden Zuschreibungen erinnert zu werden. Denn es ist in der Tat schwierig, diese «sonderbare» Zeit zu bilanzieren, in der so viele Premieren nicht stattfinden konnten, und in der ein Virus «wesenlos und allmächtig» unseren Alltag bestimmte.
Aus diesem Grund hat sich «Opernwelt» gegen die klassische Umfrage entschieden und stattdessen 40 Kritikerinnen und Kritiker um ihr persönliches Statement gebeten (der Einsendeschluss war der 15. Juli). Zum Glück gab es trotz der Pandemie wichtige (Ur-)Aufführungen, die im Gedächtnis bleiben, tolle Sängerinnen und Sänger, zeitlos schöne und sehenswerte Inszenierungen. All das finden Sie auf den folgenden Seiten
Während ich dies schreibe, Ende Juli, fühlt sich das Leben weniger wie ein Sommer 2021 an als vielmehr wie der 20. Monat des Vorjahres. Gerade in der Welt der Kunst ist dies für viele eine verwirrende, anstrengende Zeit gewesen. Und für ...
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Opernwelt Jahrbuch 2021
Rubrik: Umfrage Kritikerstatements, Seite 92
von John Allison («Opera», London)
Angenommen, eine normale Saison wäre das gewesen, wobei: Was heißt das schon? Und trotzdem, ohne das C-Wort, ohne Politikerinnen und Politiker, denen Fußball und Friseure näher liegen als die Kultur, verpanzert im Schwarz-Weiß-Denken zwischen Zusperren und Totalerlaubnis, ohne dies alles hätten es folgende Ereignisse auch nach oben in die «OW»-Umfrage geschafft....
Frühling 2019: Die nächste Spielzeit der Pariser Oper wird bekanntgegeben. Auf dem Programm steht ein neuer, von Calixto Bieito inszenierter «Ring», als Abschiedsgeschenk für Musikdirektor Philippe Jordan, der genauso wie Intendant Stéphane Lissner 2021 aus dem Amt scheidet. «Rheingold» und «Walküre» sollen im Frühling 2020 erklingen, «Siegfried» und...
Der Kölner Opernskandal wurde in der Pandemie zum Glücksfall. Weil die Renovierung der Oper im Tempo des Berliner Flughafenbaus verläuft, spielt das Musiktheater weiter in der Ausweichspielstätte, dem Staatenhaus. Dort gibt es genug Platz, um trotz Abstandsgeboten ein romantisch besetztes Orchester in voller Stärke spielen zu lassen. So konnte die Kölner Oper...