Kontrastprogramm
Mit der «Zauberflöte», so eine seit der Uraufführung von Mozarts opus ultimum 1791 in Wien allgegenwärtige Intendanten-Weisheit, liegt man immer richtig. Egal, wie Emanuel Schikaneders krause Kreuzung aus Zaubermärchen und Maschinentheater, volkstümlicher Komödie und Freimaurer-Mysterium in Szene gesetzt und die musikalische Kontrastdramaturgie zur Geltung gebracht wird. In den für die Bundesrepublik, Österreich und die Schweiz ermittelten Opern-Charts des Deutschen Musikrats belegt das disparate Singspiel regelmäßig den Spitzenplatz.
Auf durchschnittlich sechshundert bis siebenhundert Aufführungen und knapp vierhunderttausend Besucher bringt es die «Zauberflöte» pro Spielzeit allein im deutschsprachigen Raum.
Freilich geraten über die beispiellose Popularität des Stücks leicht jene Schwierigkeiten aus dem Auge, vor die der an wunderlichen Prophetien, Paradoxien, auch Plattitüden reiche Plot nicht nur die Regie stellt. Die naturhaft-sinnliche Sphäre Papagenos/Papagenas und die salbungsvoll-pathetische, patriarchalische Priesterwelt Sarastros – wie passt das zusammen? Die zwischen innigem Herzschmerz und schriller Drohgebärde zerrissene Königin der Nacht – kann man eine multiple ...
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