Komponierte Regie
Das von Richard Erkens in der Komponisten-Reihe der Verlage Metzler und Bärenreiter herausgegebene «Puccini-Handbuch» schafft endlich die Grundlage für eine vertiefte Beschäftigung mit dem jahrzehntelang nicht nur in Deutschland unterschätzten populären Musikdramatiker. Es macht Schluss mit der hochmütigen Verachtung durch die Gebildeten, aber auch mit der Vernachlässigung durch die akademische Musik- und Theaterwissenschaft.
Dem Herausgeber Richard Erkens und seinem kompetenten Mitarbeiter-Team ist es gelungen, nicht nur den inzwischen erreichten Stand der internationalen Forschung kompakt auf fast 500 engbedruckten Seiten zusammenzufassen, sondern auch darzustellen und zu erklären, warum Puccini mehr ist als ein «Genie der Sentimentalität» (Strawinsky) und wie seine Werke auf der Bühne funktionieren.
Die insgesamt 36 Kapitel spannen einen weiten Bogen, der vom politischen und ästhetischen Kontext der Zeit über die musikalischen und theatralen Prinzipien des Werks bis hin zu Fragen der Interpretation und Rezeption reicht. Herzstück ist, wie stets in den Bänden dieser Handbuch-Reihe, der Werkteil, der in perspektivenreichen Einzelartikeln neben den zwölf Opern auch das Frühwerk ...
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Vorhang auf. Gemüseschnippeln in der Küche eines asiatischen Restaurants, passgenau dazu perkussive Klänge aus dem Orchestergraben wie zu einer Kochshow: Da lacht das Koblenzer Publikum. Wer jedoch 2014 die Frankfurter Uraufführung von Peter Eötvös’ «Der goldene Drache» auf das gleichnamige Schauspiel von Roland Schimmelpfennig gesehen hat, weiß: Dieses Lachen ist...
Der Mörder kommt mit der Axt in der Hand. Furchterregend sieht er aus, der kahlköpfige Lagerinsasse Schischkow, in seinem lang-schwarzen Ledermantel, mit weit aufgerissenen Augen. Ein Abgrund Mensch, vom Teufel besessen, hinabgesunken in das Animalische seiner Existenz. Dabei steht ihm der Sinn jetzt gar nicht nach Gewalt. Schischkow will Zeugnis ablegen von jener...
Das Lamento ist beinahe so alt wie die Kunstform selbst. Die Oper, heißt es, sei auf dem besten Wege, sich selbst abzuschaffen. Verstaubt, verzopft, verkrustet, zu sehr dem Kanon weniger Werke verhaftet. Diese Diagnose stellt neuerlich auch der Musikwissenschaftler Jörn Peter Hiekel in dem gemeinsam mit David Roesner herausgegebenen Buch «Gegenwart und Zukunft des...