Kolumbus, nein danke!
Jedes Jahr am 12. Oktober bekam der junge Mauricio Kagel in Buenos Aires Magengrimmen. Denn an diesem Datum feiert Argentinien die Entdeckung Amerikas mit einem «Día de la raza» («Tag der Rasse»), dem Kolumbus-Tag, einem chauvinistischen Fest zu Ehren der Kolonialisierung. Dies lag Kagel schon aufgrund seiner jüdisch-russisch-deutschen Herkunft stets stagelgrün auf; 1975 schließlich, längst in Köln bewahl-heimatet, rächte er sich mit Stück «Mare nostrum».
Aber eben auf typisch Kagel’sche Art: nicht mit der Attitüde des Belehrenden – er mochte pädagogische Werke nicht, sagte er einmal, denn er misstraute der blanken Nutzanwendung; der Hörer sollte zu seiner Musik sein ganz persönliches Verhältnis finden. Anstelle des Zeigestabs setzte er Witz, Persiflage und eine Schubumkehr: Was wäre, fragt er, wenn nicht die Spanier Südamerika, sondern ein Eingeborenen-Stamm aus Amazonien den Mittelmeerraum erobert hätte?
Als Musiktheater im üblichen Sinn war das nicht geplant. Kagel stand stets für die radikale Kritik am traditionellen Musikbetrieb, für die bewusste und ironische Entfernung von den Normen der Klangerzeugung und der Hörerwartung. Und für beißenden Witz, der die Provokation ...
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Opernwelt April 2014
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Gerhard Persché
Herr Soltesz, Sie waren 16 Jahre Intendant und Generalmusikdirektor in Essen. Für heutige Verhältnisse eine Ewigkeit?
Die Zeiten sind kurzatmiger geworden. Wolfgang Sawallisch war 22 Jahre an der Bayerischen Staatsoper in München, das entspricht nach heutigem Empfinden der Zeit, die ich in Essen geblieben bin. Als ich den Vertrag unterschrieb, rechnete ich mit einer...
ML = Musikalische Leitung
I = Inszenierung
B = Bühnenbild
K = Kostüme
C = Chor
S = Solisten
P = Premiere
AP = A-Premiere
BP = B-Premiere
UA = Uraufführung
WA = Wiederaufnahme
Deutschland
Aachen
Tel. 0241/478 42 44+0180/500 34 64
Fax 0241/478 42 01
www.theater-aachen.de
– Händel, Alcina: 6. (P), 12., 17., 21., 27.4.; 9., 11., 24., 31.5.; 20.6.
ML: Halász, I: Pataki, B: Börnsen, K:...
Stephan MÖSCH: Ich darf die Hausherrin zuerst ansprechen. Frau Sobotka, Sie haben kürzlich in einem Interview gesagt, ein Theater sei keine Demokratieanstalt, sondern nur hierarchisch zu führen. Da spricht natürlich eine Frau, die lange mit Ioan Holender zusammengearbeitet hat. Was bedeutet die These konkret für Sängerinnen und Sänger?
Elisabeth SOBOTKA: Sie...