Klingendes Spiel
Jeder Komponist wandelt sich während seines Schaffensweges. Trotzdem sind die für das Lebenswerk György Ligetis charakteristischen Änderungen sehr überraschend. Im 20. Jahrhundert kann man sie, wenn überhaupt, nur mit Igor Strawinskys kompositorischer Vielseitigkeit vergleichen. Ligeti geht noch über Strawinsky hinaus: Bei einigen Werken glauben wir einen anderen, neuen Komponisten zu treffen. Da ist einerseits die mächtige, unablässige schöpferische Produktivität eines Künstlers, mehr als fünfzig Jahre anhaltend und reich an Meisterwerken.
Andererseits spürt man eine kontinuierliche Wandlung, manchmal nur einen Hauch, aber nicht selten eine beträchtliche Metamorphose, die Ligetis Werken immer neue Frische schenkt.
So sehr das Ergebnis seiner Arbeit originell und innovativ war: Bei der Entstehung einiger Werke reagierte Ligeti auf die Musik anderer Künstler. Gegenstand der Inspiration konnte ein Madrigal der Renaissance sein oder mittelalterliche Kirchenmusik, die Kultur klassisch-romantischer Kammermusik oder Konzerte, europäische oder entlegene Volksmusik. Vor allem jedoch gingen Ligetis schöpferischer Tätigkeit ästhetische Überlegungen voraus, die auf die Veränderungen in der ...
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