Klingende Konstruktionen
Diese Musik schwimmt auf leichter Welle, sie krault munter dahin, mitunter scheint sie zu schweben. Joan Albert Amargós’ «Orpheus und Eurydike»-Vertonung verbindet zwei Genres, die Oper und das Marionettentheater. Glücklicher hätte die Stoffauswahl kaum ausfallen können, um die Welten der konventionellen Oper mit ihrem klassischen Gesang auf der einen Seite und das Spiel von Puppen mit ihren durch ein Zungeninstrument bis zur Unkenntlichkeit deformierten Lauten auf der anderen Seite zusammenzuführen.
Hier feiern Drahtzieher Pulcinella und die schicksalsbeladene Mythen-Eurydike ein kammermusikalisches Stelldichein, das der 1950 geborene Amargós liebevoll und bis in Details stimmungsvoll hergerichtet hat. Allerdings weiß der Hörer nie so ganz genau – und eigentlich soll er es auch nicht wissen –, was gerade wie gemeint ist. Denn «Eurídice y los titres de Caronte» ist ein Spiel auf doppeldeutigem Boden, ständig schaukeln Leben und Tod, Spott und Trost ineinander und zueinander. Eine Klang gewordene Dekonstruktion, sozusagen.
Das einstündige Werk, das beim Festival Grec 2001 in Barcelona uraufgeführt wurde und ein Jahr später in Lörrach auch deutschen Boden erreichte, ist Amargós’ erste ...
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