Kleines Wunder
So kennt man die Geschichte aus der Erzählung von Friedrich de la Motte Fouqué: Des Fischers Tochter verschwindet eines Tages, während am gleichen Abend auf der Schwelle seiner Behausung ein anderes Mädchen erscheint. Undine eben, die von den verzweifelten Eltern an Kindes statt angenommen wird und an den Gestaden eines kleinen Sees zu einer jungen, faszinierend fremdartigen Frau heranwächst.
Antonín Dvořák hat sich bei «Rusalka» zwar auch von anderen Überlieferungen inspirieren lassen, aber Regisseur Alan Lucien Øyen kommt auf den eigentlichen Ausgangspunkt des Märchens zurück und interpretiert die Vorlage, während das Orchester der Opera Vlaanderen ein fast schon wagnerhaftes Vorspiel intoniert, von Anfang an als eine Art Verwechslungsgeschichte, die bitter ausgeht.
Ganz klar wird allerdings nicht, ob es sich in der Folge nun um das richtige Leben im falschen handelt oder umgekehrt. Die hölzernen Lamellenwände von Åsmund Færavaag lassen jedenfalls an Wasserwogen denken, zwischen denen im ersten Akt mit Annelies Van Gramberen, Zofia Hanna und Raphaële Green drei durchweg farbig besetzte Elementargeister erscheinen, die hier nicht einfach in schillernder Musik baden, sondern sich ...
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Opernwelt Februar 2020
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Hartmut Regitz
Manchmal ist weniger mehr. Die Opéra Comique ist nicht die Pariser Nationaloper, Messagers «Fortunio» (1907) nicht «Pelléas et Mélisande», kurz zuvor am gleichen Haus uraufgeführt. Und die Sänger, die auf der Bühne stehen, sind (noch) nicht jene, deren Konterfeis auf den Soloalben der Major-Labels prangen. Doch was für ein durch und durch befriedigender, ja...
Mit Oper kann er eigentlich nicht viel anfangen. Weite Bögen, scharfe Kontraste, markante Figuren, dramatische Spannung – all das, was lebendiges Musiktheater braucht, um Funken zu schlagen, ist Hans Abrahamsen letztlich fremd. Einem Komponisten, dessen Denken aus der Stille kommt, der feingliedrige Gespinste austüftelt, die nicht selten auf mathematischen...
Unsere Wege haben sich leider viel zu spät gekreuzt. Ich war immer voller Bewunderung für seine Arbeit, und auch er fragte mich bei dem ersten Zusammentreffen, warum es so lange gedauert habe. Das war 2016 in München, bei den Proben zu Schostakowitschs «Lady Macbeth von Mzensk» an der Bayerischen Staatsoper. Da sprang eine spontane Sympathie über, die vielleicht...
