Kleiner Mann, was nun?
Sowohl Claus Guth (in Hamburg) als auch Anselm Weber (in Essen) standen vor dem nahezu unlösbaren Problem, etwas Eigenes zum Thema «Siegfried» zu (er)finden. Mit Hilfe ihrer Bühnen- und Kostümbildner dekorierten sie das Ganze einfach um, wobei die «neuen» Schaufenster nicht viel anders ausschauten als viele alte zuvor. Claus Guth wollte die Geschichte wohl als eine Art Initiationsritus zeigen: von der Tumbheit über die Unstäte zur sexuellen Befreiung. Zunächst tummeln sich Siegfried und Mime wie halbstarke Knaben in einer bunkerähnlichen Garage.
Knäbische Fantasien beflügeln die Aktionen. Die Schwertstücke werden auf einer Waschmaschine zerstäubt, in einer Montagegrube wird mittels Benzin das Schmiedefeuer entzündet und mit Möbelteilen beheizt. Am Ende wirft Siegfried seine Spielzeugpuppe hinein, die er bis dahin immer wieder heftig an die Brust gedrückt hatte. Wotan-Wanderer schaut besorgt herein wie der Hausmeister von nebenan. Alles schön menschlich: Kleiner Mann, was nun?
Im zweiten Akt blickt man auf ein weites Zimmerrund mit einem großen Fensterausschnitt, der wie ein Wintergarten mit Pflanzendickicht gefüllt ist. Den dumpf dröhnenden Drachen sieht man nicht, aber der ...
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