Kleine Weltgeistbahn
Viele Jahre sprang an Berlins Staatsoper René Jacobs mit Barockopern in die Bresche, wenn Daniel Barenboim mit der Staatskapelle auf Reisen ging – und triumphierte. Verflossene Zeiten. Diesmal, das Orchester weilte in Japan, zelebrierte man im Ausweichquartier Schiller Theater den «Mord an Mozart»: ein extravaganter Musiktheater-Versuch, eine Collage aus kunstvoll-wild ineinanderlaufenden Musiknummern, rasch wechselnden Bildern, spekulativen Texten, Gebärden, Szenen und Lectures. Das Ganze nicht auf der Experimentierbühne der Werkstatt, sondern im großen Haus.
Die dramaturgische Basis: Nikolai Rimsky-Korsakows Oper «Mozart und Salieri» nach Alexander Puschkins Einakter. Daraus entwickelt sich, konzipiert und eingerichtet von einem vierköpfigen Autorenteam (Regisseurin Elisabeth Stöppler, Bühnenbildnerin Annika Haller, Dirigent Max Renne, Dramaturg Jens Schroth) kein Stück, sondern ein buntes, ja krudes, rund einhundert Minuten dauerndes Spiel um historische Figuren und Ideen. Untertitel: «Eine relative Vernichtungstheorie». Mozart selbst tritt als hampelnd grimassierender Wiedergänger aus Milos Formans Film «Amadeus» auf die unwirtlich mit allerlei Gerätschaften und Traumgestalten ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt März 2016
Rubrik: Panorama, Seite 36
von Wolfgang Schreiber
Während die Verlegung alter Geschichten in neue Zeiten und an neue Orte heute zum Handwerkszeug der Szenografie gehören, lohnt es sich vielleicht manchmal, den Blick aufs Original zu richten. Zumal wenn dabei – wie jetzt in Kiel – nicht bloß die Wiederkehr des ewig Gleichen herauskommt. Der italienische Videokünstler Luca Scarzella hat sich in Rom an den...
Holger Falk
Uns ist er u. a. mit experimentierfreudigen Recitals aufgefallen, Liedern von Erik Satie und Josef Hauer etwa. Bald steht in Wiesbaden der Stolzius aus Zimmermanns «Soldaten» an. Wir haben den vielseitigen Bariton zum Gespräch getroffen.
Waliser Leben
Die Welsh National Opera in Cardiff verpasst ihrer Beaumarchais-Trilogie ein modernes Ende: Rossinis...
Eine Schnellstreckenstunde nur liegen sie auseinander, die Bayerische Staatsoper und das zweitgrößte Haus des Landes, das Staatstheater Nürnberg. Dank Deutscher Bahn sind sie zusammengerückt – nun auch in Repertoirefragen. «Ring», «Zauberflöte», solche Dopplungen ergeben sich quasi von selbst. In dieser Saison pflegen beide Häuser zudem fast zeitgleich zwei...