«Keine Panik»
Wenn Leute, die gerade mal die 40er-Stufe auf der Altersleiter überklettert haben, eine Biografie veröffentlichen oder veröffentlichen lassen, ist das immer heikel. Die ersten Lebensbücher über Anna Netrebko waren so nährstoffreich wie ein labbriger Schokoriegel; um einiges besser geriet das erste Buch über Rolando Villazón, nun ist also Kaufmann an der Reihe. Schnell ist klar: Dieses 170-Seiten-Bändchen ist ein Gewinn. Dass die Gastbeiträge von Sänger-Kollegen und -Kolleginnen zu Lobeshymnen geraten – mit Ausnahme einer dezenten Mahnung von Christa Ludwig –, durfte man erwarten.
Sie werfen ohnehin nur ein Teillicht auf den aus München stammenden Tenor. Deutlich gewichtiger etwa, wenn Jürgen Kesting gebeten wird, sich kritisch zu äußern, und dieser nicht zu bang ist, auch Schwachpunkte – etwa Probleme bei schroffen dynamischen Übergängen – zu benennen.
Was diesen Band so kurzweilig macht und vor allem den Menschen Kaufmann immer wieder in den Fokus rückt, ist der Wechsel zwischen berichtenden, resümierenden Kapiteln und der Interview-Form. Autor Thomas Voigt hat mit seinem Frage-Antwort-Spiel schon mehrfach Erfolg gehabt und beispielsweise in seinem Band über Martha Mödl gezeigt, ...
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Richard Wagner und historische Aufführungspraxis. Darüber kann man wunderbar streiten. Einer, der Zeit seines Lebens an der Modernisierung von Klang und Instrumentarium arbeitete, lässt sich schwer greifen mit den Mitteln historischer Aufführungspraxis. Aber der Versuch lohnt, wenn er frei ist von missionarischem Eiferertum. Es muss ja etwas an dieser Musik gewesen...
Zwischen dem Bastille-Sturm und dem Ende der Napoleonischen Kriege watete Europa in Blut. Kein Wunder, dass auf den Bühnen die Geister der Toten zurückkehrten und schuldbeladene Gewissen in Angst-Psychosen trieben. Rossinis 14. Oper, «Sigismondo», Ende 1814 entstanden und nun zur Eröffnung des 31. Rossini-Opera-Festivals in Pesaro erst zum zweiten Mal nach 1827...
Plappern gehört zum Handwerk. Siegfried Matthus, Komponist und Impresario im brandenburgischen Rheinsberg, war noch nie auf den Mund gefallen, wenn es um die Beförderung der eigenen Sache ging. Ohne seine PR-Arbeit wäre die Idee, am Jugendsitz des Preußenkönigs Friedrich II. ein Festival für Nachwuchssänger einzurichten, wohl nie realisiert worden. «Kammeroper...