«Keine Panik»

Pünktlich zu seinem Bayreuth-Debüt erschien die erste Biografie über Jonas Kaufmann. Das Buch ist mehr als eine PR-Nummer

Wenn Leute, die gerade mal die 40er-Stufe auf der Altersleiter überklettert haben, eine Biografie veröffentlichen oder veröffentlichen lassen, ist das immer heikel. Die ersten Lebensbücher über Anna Netrebko waren so nährstoffreich wie ein labbriger Schokoriegel; um einiges besser geriet das erste Buch über Rolando Villazón, nun ist also Kaufmann an der Reihe. Schnell ist klar: Dieses 170-Seiten-Bändchen ist ein Gewinn. Dass die Gastbeiträge von Sänger-Kollegen und -Kolleginnen zu Lobeshymnen geraten – mit Ausnahme einer dezenten Mahnung von Christa Ludwig –, durfte man erwarten.

Sie werfen ohnehin nur ein Teillicht auf den aus München stammenden Tenor. Deutlich gewichtiger etwa, wenn Jürgen Kesting gebeten wird, sich kritisch zu äußern, und dieser nicht zu bang ist, auch Schwachpunkte – etwa Probleme bei schroffen dynamischen Übergängen – zu benennen.

Was diesen Band so kurzweilig macht und vor allem den Menschen Kaufmann immer wieder in den Fokus rückt, ist der Wechsel zwischen berichtenden, resümierenden Kapiteln und der Interview-Form. Autor Thomas Voigt hat mit seinem Frage-Antwort-Spiel schon mehrfach Erfolg gehabt und beispielsweise in seinem Band über Martha Mödl gezeigt, ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt September/Oktober 2010
Rubrik: Medien | Bücher, Seite 48
von Christoph Vratz

Vergriffen
Weitere Beiträge
Holocaust in den Seelen

Die Kammeroper «Pnima» war die herausragen­de Produktion der Münchener Biennale für Neues Musiktheater im Jahr 2000, sie wurde in der Kritikerumfrage dieser Zeitschrift zur «Uraufführung des Jahres» gewählt. Der ethisch und ästhetisch hoch riskante Versuch der 1957 geborenen israelischen Komponistin Chaya Czernowin, die Judenvernichtung durch die Nazis, genauer:...

Auf dem Laufsteg

Das Ereignis ist historisch, die Geschichte sicher nicht. Menschen treffen sich – mehr oder minder zufällig – im Kurhotel, um abzureisen. Zur Königskrönung von Karl X. nach Reims, 1825. So mancher Unbill, eine umgestürzte Kutsche und zu wenig Pferde, werden sie schließlich davon abhalten. Und so bleiben sie in Plombières und feiern. Und singen dort einen Toast auf...

Live aus dem Studio

Ein Blick auf die Besetzungszettel dieser beiden historischen Fernsehopern ruft bei mir erst einmal nostalgische Gefühle wach. Ihre Erstausstrahlung habe ich als Schüler auf dem Bildschirm verfolgt, die meisten der beteiligten Sänger noch auf der Bühne erlebt. Beim Wiedersehen fast ein halbes Jahrhundert später ist mein Eindruck sogar noch stärker, was sicher auch...