Kabale und Liebe

Paisiellos "La molinara" in Rheinsberg

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An diesem Stück fasziniert vieles. Zum Beispiel wirkt es zunächst in seinen derben Rollen- und Geschlechterbildern ganz dem 18. Jahrhundert verhaftet, scheint sich aber zugleich auch schon über diese lustig zu machen. Gegen Ende hin dreht es dann ab in eine subversive Absurdität, die auf eine Weise modern wirkt, wie sie eigentlich erst im Dadaismus nach dem Ersten Weltkrieg erreicht wurde. Die Rede ist von Giovanni Paisiellos Buffa-Oper «La molinara» («Die Müllerin»).

Georg Quander, Künstlerischer Leiter der Kammeroper Schloss Rheinsberg, hatte dieses Jahr den Mut, sie als einzige große Premiere der Saison zu präsentieren. Und dieser Mut hat sich ausgezahlt. Rheinsberg hat von sich reden gemacht.

Von der Epoche her passt der Neapolitaner Paisiello (1740–1806) wunderbar in das Repertoire, das im einstigen preußischen Musenhof sommers üblicherweise gespielt wird. Er kannte Mozart, soll ihn auch mindestens einmal getroffen haben, die Vertonung von Beaumarchais’ Schauspiel «Le Barbier de Séville» gilt heute als sein wichtigstes Werk. «La molinara» auf ein Libretto von Giuseppe Palomba schrieb Paisiello anno 1788; die Reihenfolge der Nummern wurde nach der Uraufführung, damals völlig ...

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Opernwelt 2023
Rubrik: Magazin, Seite 90
von Udo Badelt

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