Janácek: Katja Kabanova

Wien

Opernwelt - Logo

Auf Fotos und Zeichnungen wirkt Leos Janáceks Haarschopf, als sei er mit Starkstrom frisiert, und auch die Partitur von «Katja Kabanova» hat etwas Widerborstiges. In Kirill Petrenkos Partiturauslegung im Theater an der Wien freilich drängt das Grelle, Brutale nur in Ausnahmefällen aus dem Orchestergraben; man erlebt vielmehr ein differenziertes Spiel mit den mannigfaltigen Farben, hört die stillen, träumenden Wasser der Wolga, aus denen auch motivisch in dieser Oper alles entsteht. Stille, von der die Ohren schmerzen. Dunkel ist die Wolga, ist der Tod.


Was der Komponist zur Figur der Katja vermerkte – sie sei eine junge Frau mit einem derart weichen Naturell, dass er befürchte, sie würde in der prallen Sonne schmelzen – greift Melanie Diener stimmlich mit zarter Verletzlichkeit auf. Verzückt reckt sie die Arme gen Himmel: wieder so eine, die ihr Glück in die Wolken wirft, bis hinauf zu den Sternen, die freilich nur Kälte zurückgeben. Konsequent ihre Selbstvernichtung – auch der Schwäche ihrer Männer wegen: Gatte Tichon (der solide Raymond Very) ist ein großer schlapper Lackl, und Liebhaber Boris in Gestalt von Robert Brubaker wirkt rollengemäß eher indifferent, in den Schatten ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2008
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 51
von Gerhard Persché

Vergriffen
Weitere Beiträge
Puccini: Tosca

Der Tod hat ein seltsames Antlitz, das Antlitz des Egalitären, des Vermeint­lichen; alles nur halb so schlimm, nicht wirklich ernst gemeint. Eben so lächeln auch Floria Tosca, die Künstlerin, und Scarpia, der Polizeichef von Machiavellis Gnaden, in diesem entscheidenden Augenblick, der, und das rundet die Szene zur Farce, um einiges später eintritt als in der...

Wagner: Die Walküre

«Ringe» allerorten. Wenn einer darunter sich apolitisch gibt, dann der an der Opéra national du Rhin. David McVicars Wagner-Deutung überführt die Mythologie im Ambiente von Rae Smiths schrundigen Wänden samt urig-knorriger Esche und metallschicken Designer-Bergeshöhen in eine zeitlose Auslegung der menschlichen Tragödie. Auf den ers­ten Blick fällt «Die Walküre»...

Lauter Paraderollen

Die früh verstorbene amerikanische Mezzosopranistin Jean Madeira (1918-1972) war in ihrer Generation eine zentrale Protagonis­tin in Bizets «Carmen», die sie nach ihrem Rollendebüt an der Met (1956) über zweihundertmal in aller Welt gesungen hat. Dass ihr Nachruhm aber nicht mit dieser Rolle, sondern eher mit der Klytämnestra in der Strauss-Oper in Verbindung...