Serge Dorny; Foto: Opéra de Lyon/P. Pierangeli
Generation Zukunft
Herr Dorny, ich kenne kein anderes Opernhaus, in dem so viele junge Leute im Publikum sitzen wie in Ihrem. Wie haben Sie das erreicht?
Als ich ankam in Lyon, 2003, machte das Abonnement 85 Prozent des Kartenverkaufs aus, die Auslastung lag damals bei 87 Prozent. Was bedeutet: Über die Abonnenten hinaus kauften sich nur wenige Leute Opernkarten. Ein solides Abopublikum garantiert die finanzielle Basis eines Theaters, man muss für die zwei Prozent mehr nicht mal extra Werbung machen, das rechnet sich nicht.
Und bei 87 Prozent Auslastung kann sich auch jeder zufrieden zurücklehnen und erklären: Wir sind ausverkauft. Umgekehrt aber bedeutet diese Konstellation, dass sich das Theater abhängig macht von den 85 Prozent. Und da wird es interessant! Ich bin eigentlich überzeugt davon, dass die Oper nicht nur für diese spezielle Gruppe von Abonnenten bestimmt ist. Wir sollten unser Angebot nicht nur auf ein Publikum zuschneiden, das im Voraus seine Saisontickets erwirbt und bestimmte Erwartungen damit verknüpft. Oper wird öffentlich subventioniert, und zwar von allen Schichten der steuerzahlenden Gesellschaft. Deshalb wollte ich unbedingt Opern für alle kuratieren, ich wollte raus aus diesem ...
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Opernwelt Jahrbuch 2017
Rubrik: Opernhaus des Jahres, Seite 10
von Eleonore Büning
Als ob sie das Stück nicht gerade ein halbes Dutzend Mal gespielt hätten. Doch trotz ständiger Wiedervorlage auf der Tournee, beim Konzert im eigenen Haus und mit einem Schlager wie Tschaikowskys Fünfter, lässt Kirill Petrenko bis eine Viertelstunde vor Beginn nicht locker. Proben, feilen, verfeinern, egal, ob in den Foyers des Münchner Nationaltheaters die...
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Selbstkritik ist angebracht. Schenken Kritiker dem, was mit dem unschönen deutschen Begriff «Ausstattung» umrissen ist, auf der Bühne wirklich genug Aufmerksamkeit? Setzt man den Namen des Kostümbildners nicht oft irgendwo in Klammern, allein um der lieben Vollständigkeit willen? Womöglich hat das auch etwas mit der vorherrschenden Theaterästhetik der vergangenen...