In Wagners Welt
Der Premierentitel und das ganze Drumherum dieses vierstündigen Spektakels passten zu den Ambitionen der neuen Intendanz in Kassel und ebenfalls zur heißdisktutierten documenta – mit einem kleinen Unterschied: Das politische Porzellan blieb diesmal heil. Mit «Temple of Appropriated Histories», einer interdisziplinären Bühneninszenierung des Projekts «Temple of Alternative Histories», geht eine international zusammengesetzte, spartenübergreifende Truppe im Grunde auf Wagners «Ring», seine Quellen und zugleich auf den Kontext von Entstehung und Rezeption los.
Das Gesamtkunstwerk wird zerlegt, hinterfragt, aufgewirbelt, mal besinnlich von der Seite betrachtet, mal angerempelt, mal veralbert und nur manchmal ernst genommen. Passagenweise dient die Tetralogie als Spielwiese für scheinbar Spontanes, dann wieder wird sie als Theater ironisiert und ad absurdum geführt. Kassels Erster Kapellmeister Mario Hartmuth und das Staatsorchester sind mit Begeisterung (und einigen eigenen Arrangements) dabei. Regie führt der Isländer Thorleifur Örn Arnarsson; er hat auch die Textfassung erstellt. Mit ihrem singenden, tanzenden und sprechenden Personal können sich alle Beteiligten hier auf einem ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt September/Oktober 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 38
von Joachim Lange
In Wien waren die Grenzen zwischen Kunst- und Unterhaltungsmusik seit jeher durchlässig. Wolfgang Amadeus Mozart beispielsweise musste als «k. und k. Kammer-Kompositeur» Tänze für die Karnevalsbälle in den Redoutensälen der Hofburg liefern; er tat es mit derselben verschwenderischen Sorgfalt, wie wir sie aus seinen größeren Instrumentalwerken kennen. Auch der junge...
Das groß-runde Jubiläum streckt schon seine Fühler aus: In diesem Jahr stellte die Fondazione Arena di Verona die 99. Ausgabe des renommierten und überaus populären Opernfestivals auf die Beine, mit einem reich bestückten Angebot. Vier der fünf Opernproduktionen waren heuer Wiederaufnahmen von Inszenierungen Franco Zeffirellis. Das Programm versteht sich als...
Herzog Blaubarts Burg
Die Frau, der Mann: Was soll man meckern?
Er alt, sie jung, er: sehr allein.
Die Burg: sehr kalt, es zieht herein.
Doch sie, sie meint: «Auf deinen Äckern
Zieh’n wir nun hin, lass uns jetzt spüren,
Was Liebe kann – und wie sie geht!»
Er sagt: «Okay!», sie wird konkret:
«Zeig mir, mein Schatz, nun alle Türen!»
Tür eins bis vier: nur Sadumuso.
...