In der Zeitfalle

London, Maazel: 1984

Opernwelt - Logo

Die erste Oper des Komponisten Lorin Maazel ist eine Liebesgeschichte, bei der es besonders auf die Verhältnisse ankommt. Julia liebt Winston und Winston liebt Julia. Doch nicht die Familien, wie es sonst in solch klassischer Konstellation der Fall ist, sind gegen diese Liebe, sondern der alles überwachende Staat ist es. Deshalb wird das heimliche Liebesnest in der Vorstadt von einer schwer bewaffneten Eingreiftruppe gestürmt, als gälte es, Terroristen dingfest zu machen. Die Delinquenten werden verhört und psychologisch raffiniert gefoltert.

Es ist der «Große Bruder» aus George Orwells Nachkriegsbestseller «1984», der hier zuschlägt. Über die deskriptive Treffgenauigkeit dieser düsteren Vision lässt sich, gut ein halbes Jahrhundert nach ihrer Entstehung, gewiss streiten. Der allgegenwärtige und alles überwachende «Big Brother» jedenfalls hat es immerhin in den Sprachgebrauch der Selbstbeschreibung der Gegenwart geschafft – als billiger Abklatsch für die Unterhaltungsindustrie und als Metapher für den drohenden Überwachungsstaat.
Die einst von August Everding eigentlich für München initiierte Oper wurde jetzt am Royal Opera House Covent Garden uraufgeführt. Für die Renommierbühne ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2005
Rubrik: panorama, Seite 45
von Joachim Lange

Vergriffen
Weitere Beiträge
Wiesbaden, Schostakowitsch: Lady Macbeth von Mzensk

Zur Lady Macbeth hat ihn Bergs «Wozzeck» gebracht: Ein Satz, der auf den Komponisten Schostakowitsch ebenso zutrifft wie auf den Regie führenden Wiesbadener Intendanten Manfred Beilharz. Kaum zu glauben: Diese Produktion der «Lady» ist die erste eigene im Hessischen Staatstheater, wo das Werk erst einmal in einem Gastspiel zu erleben war. Eine Spiegelung des...

Plauen/Zwickau, Schumann: Der Rose Pilgerfahrt

Was eine Oper sei? Seit den Tagen Monteverdis wird über diese Frage rechtschaffen gestritten; und vor allem die Debatte darüber, ob ein Oratorium fürs Musiktheater tauge oder nicht, hat die Disputanten stets zu neuen Argumenten beflügelt. Im Falle von Robert Schumanns «Der Rose Pilgerfahrt» allerdings schien es bislang Common Sense zu sein, dass dieses letzte der...

Glaube - Liebe - Hoffnung

Wasser. Rings herum nichts als Wasser. Man darf sich das gar nicht vorstellen. Wie das wäre. Was man machen würde in dieser Sekunde, in der das Wasser hier unten, zirka zwölf Meter unter der Straße, durch die Mauern drückt, die Mauern niederreißt, alles, was da kreucht und fleucht, fortreißt in einem riesigen Schwall und man selbst fortgerissen wird von diesen...