Im Zirkus der traurigen Clowns
Zum Lachen war Bajazzo ohnehin nie, hier ganz besonders nicht. Das Messer wie ein erigiertes Glied vor sich herführend, geht er auf Harlekin zu, unaufhaltsam, unausweichlich den tödlichen Streich führend. Ma la commedia non è finita. Noch kommt das langsame Sterben der roten Colombina, von ihr selbst kaum wahrgenommen im scharf begrenzten autistischen Bewusstsein. Dem Alten, ein Pantalone in Weiß, ist schließlich aufgegeben, die Brücke zu schlagen zur Zukunft.
Sind wir im falschen Stück? Die Clownskostüme da oben auf der Breitwandbühne des Festspielhauses lassen dies vermuten. Doch wir sehen nicht etwa ein Palimpsest von Leoncavallos «I pagliacci», sondern Stanislas Nordeys Inszenierung von Debussys «Pelléas et Mélisande» bei den Salzburger Osterfestspielen. Die Weißen Clowns sind allesamt vom tieftraurigen Zirkus Allemonde: Großvater, Mutter, Brüder, Knabe, Doktor. Einzig das Mädchen Mélisande, dieses seltsame und vermeintlich so beiläufige Wesen, an dem Außenwelt, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft scheinbar spurlos vorübergehen, bleibt den Abend über in der Außenseiterfarbe Rot. Mélisande einmal anders, nicht präraffaelitisch gläsern gezeichnet, sondern mit dem Rot als Farbe ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Das Cottbuser Staatstheater hat sich unlängst einen Deus ex machina zugelegt – er hört auf den Namen Tamino. Gleich nach der Ouvertüre fällt er, ein Bruchpilot mit ledernem Fliegerkäppi, vom glühbirnenflammenden Bühnenhimmel, um eine in ramponierten Beziehungskisten erstarrte Kommune aufzumischen, die man eher bei Beckett oder in der Rocky Horror Picture Show als...
Angewidert lässt sie sich den Schmuck vom Vater umhängen. Senta und Daland hegen eine schwierige Vater-Tochter-Beziehung. Er, der plakativ geschäftstüchtige Materialist, der sich von Holländers Reichtümern blenden lässt; sie, die pubertierende Träumerin, die ihrer romantisch-blinden Schwärmerei vom Wundermann nachhängt. So einfach, so gut.
In der Fokussierung auf...
Herr Braunfels, Sie zählen nicht nur als Schöpfer einiger Großbauten wie der Pinakothek der Moderne in München sowie des Paul-Löbe-Hauses und des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses in Berlin zu den meistbeschäftigten Architekten Deutschlands. Nun haben Sie für eine neue «Lohengrin»-Produktion des Festspielhauses Baden-Baden das Bühnenbild entworfen. Was reizt Sie an...