Im Krallenschritt
Was für ein Herrscher! Nicht nur faul, feist und fett ist er, sondern auch noch dumm, primitiv und überheblich. Aufs Regieren hat er definitiv keine Lust. Den lieben langen Tag vergammelt er unrasiert, unfrisiert im gestreiften Schlafanzug unter dem Plumeau seines Donald-Trump-protzigen Bettes, seine beiden Söhne jagt er allein aus Bequemlichkeit in die Schlacht. Bis zum Platzen pumpt Alexey Tikhomirov den Zaren Dodon mit Ekel auf und verleiht seinem Bass eine ebenso staatstragende wie wohltönende Leere.
Die Brüsseler Inszenierung von Laurent Pelly spitzt Nikolai Rimski-Korsakows satirisches Märchen zu, macht aus ihm eine gewitzte Groteske, die keinen Deut weniger über gegenwärtige politische Verhältnisse auszusagen vermag, als es eine konkrete Aktualisierung hätte leisten können. Dabei hatte sich Rimski-Korsakow mit seinem (erst posthum, 1909, uraufgeführten) «Goldenen Hahn» wieder einmal ganz und gar dem Märchenhaften und Unpolitischen verschrieben – dass Kunst und Politik nichts miteinander zu tun haben, trug der Komponist als Glaubensgrundsatz gerne vor sich her. So überlässt der Astrologe dem Zaren Dodon ein magisches Stück Federvieh, das die Fähigkeit besitzt, mit seinem ...
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Wenn das so weitergeht, ist irgendwann keine Kuhweide mehr da. Erl expandiert munter: Im fünften Jahr schon lockt der futuristische Flunder-Musentempel neben dem Passionsspielhaus zum Winterfestival. In unmittelbarer Nähe steht das Parkhaus, aus dem es nachts so schön orange leuchtet und auf das sich Mäzen Hans Peter Haselsteiner Wohnungen setzen ließ. Und...
In einem Interview mit dem Berliner «Tagesspiegel» hat Barrie Kosky bereits 2013, kurz nach seinem Amtsantritt als Intendant der Komischen Oper, den Dreisatz verraten, mit dem er die in Deutschland so schlecht beleumundete Operette zu neuem Leben erwecken will: «Du musst den Stil lieben, du musst die Stücke mit Stars besetzen, und du musst dich darauf ...
Dass Mozarts «Così fan tutte» den Untertitel «La scuola degli amanti» trägt, also «Die Schule der Liebenden», kann man als Hommage an Antonio Salieris opera buffa «La scuola de’ gelosi» deuten. Oder als Kampfansage: Denn die 1779 in Venedig uraufgeführte «Schule der Eifersüchtigen» hatte sich zu einem der größten Publikumserfolge des italienischen Komponisten...