Im ewigen Eis
Der erste «Walküre»-Akt kommt einem «Kommando zurück!» gleich. Richard Wagners liebende Geschwister hatte «Rheingold»-Regisseur David Hermann in seinem Blick voraus verzückt übereinander herfallen lassen (siehe OW 9-10/2016). Nun strafte «Walküren»-Regisseur Yuval Sharon die Zukunftsvision seines Kollegen Lügen. Zurückhaltender ward die Liebesszene selten dargeboten. Diskretion wird groß geschrieben.
Im Karlsruher «Ring» der vier Regisseure lässt der vielgepriesene Kalifornier es häufig mit der Andeutung genug sein, Requisiten gibt’s auch so gut wie nicht – schon gar kein Trinkhorn für den halb verdursteten Siegmund. Sebastian Hannaks Bühne will denn auch von Hundings Hütte nichts wissen. Er installiert parallel zur Rampe eine Art Flur, hinter dessen Wand die Esche ein Schattendasein fristet, und ihre Schatten sehen auch die getrennt postierten Liebenden einander zustreben. Die Wand hat wiederum Türen und Luken. Dort erscheinen mal der Solocellist, mal drei Holzbläser des Orchesters bei ihrem kammermusikalischen Tun. Auch der Weltenwanderer Wotan taucht hier auf, als Sieglinde ihrem Geliebten schildert, wie der Gott sein Schwert «in der Esche Stamm» trieb. Und der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Tschaikowsky selbst vergoss nach eigenem Bekenntnis Tränen, als er Puschkins unglücklich liebende Spielernatur Hermann in den sicheren Untergang begleitete, und seine Erschütterung spiegelt sich in der Musik, die sich durchgehend in einem Bereich zwischen Herzflimmern und Herzrasen bewegt. Da kündigt sich schon der Komponist der «Pathétique» an. Im Ulmer...
Es war einmal eine Zeit, in den langen Jahren unter Helmut dem Zweiten, da war der Blick auf die Weltläufte von Gewissheiten geprägt. Zumal in Deutschland war jedem unter uns Nachgeborenen sonnenklar, wie er sich 1933 verhalten hätte: im besseren Wissen um das Richtige und das Falsche. Und damit auch die Rotkäppchen unter den Opernbesuchern nicht lange...
Dass Mozarts «Così fan tutte» den Untertitel «La scuola degli amanti» trägt, also «Die Schule der Liebenden», kann man als Hommage an Antonio Salieris opera buffa «La scuola de’ gelosi» deuten. Oder als Kampfansage: Denn die 1779 in Venedig uraufgeführte «Schule der Eifersüchtigen» hatte sich zu einem der größten Publikumserfolge des italienischen Komponisten...