Im Dienst des Werks

Bach blieb sein künstlerisches Zentrum: Zum Tod des lyrischen Tenors Peter Schreier

Opernwelt - Logo

Mancher Melomane hielt ihm als Schwäche vor, was eigentlich seine Stärke ausmachte: den geradlinigen, natürlichen Klang der Stimme. Peter Schreier war kein Sänger des effekthaltig gestalteten, «gemachten» Ausdrucks. Arabeskem begegnete man bei ihm so wenig wie einem auf Wirkung zielenden Kunstwillen. Zeit seiner sechs Jahrzehnte überspannenden Laufbahn blieb er einer vokalen Askese treu, die in jenem sächsischen Protestantismus wurzelte, der den heranwachsenden Kruzianer nach dem Krieg entscheidend prägen sollte.

Rudolf Mauersberger, der damalige Leiter des Dresdner Kreuzchores, hatte das Talent des 1935 in Meißen geborenen Knaben-Alts schnell erkannt, für ihn sogar einige Solo-Partien geschrieben.

Nach dem Studium (Gesang, Klavier, Harmonielehre, Chorleitung) gab Schreier 1959 sein Debüt an der Sächsischen Staatsoper, in deren Ensemble der Grundstein für die internationale Karriere eines Mozart-Interpreten (Tamino, Ferrando, Belmonte, Don Ottavio, Tito, Idomeneo) gelegt wurde, der mit makelloser Intonation, subtilsten Nuancen und skrupulös genauer Textausdeutung zu überzeugen wusste. Dabei war der 1963 an die Berliner Lindenoper, in die Hauptstadt der DDR gewechselte Tenor im ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2020
Rubrik: Magazin, Seite 65
von Albrecht Thiemann

Weitere Beiträge
Zeitlos wertvoll

Dass die Archive der BBC noch viele vergessene Schätze bergen, erweist sich ein weiteres Mal mit der Veröffentlichung von Aufnahmen der Weber’schen «Euryanthe» (1955) und Mozarts «Le nozze di Figaro» (1961). Die Aufzeichnung von Carl Maria von Webers romantischer Oper – der Musik wegen heiß geliebt, des abstrusen Librettos wegen kaum auf der Bühne zu erleben – war...

In Swanns Welt

Die jüngste Großtat des Palazzetto Bru Zane widmet sich der kleinen Form. Das Centre de musique romantique française ermöglichte dem Bariton Tassis Christoyannis, gemeinsam mit dem Pianisten Jeff Cohen alle 107 Kunstlieder des Komponisten Reynaldo Hahn einzuspielen. Die 4-CD-Box ist optisch aufgemacht wie ein Schmuckkästlein – und enthält tatsächlich jede Menge...

Einfallslos

In der Oper ist er Normalfall: der psychische Aggregatzustand des Außer-sich-Seins. Und eine gewisse Erregung sogar eigentlich die Grundvoraussetzung für Expression durch hochtourigen Gesang. Besonders im 19. Jahrhundert trieb diese Einsicht giftige Blüten; auffällig oft verfallen in den Opern dieser Zeit Frauen dem Wahnsinn. Gaetano Donizettis «Lucia di...