Homo homini lupus
Dieses Gesicht brennt sich ins Gedächtnis ein. Eine Frau ringend mit dem Tod. Vermutlich hat sie ein Stück Fleisch verschluckt. Exakt eingefangen ist der Moment, in dem ihr bewusst wird, dass sie sterben könnte. Ein Gesicht, das Schmerz, Unglauben, Verständnislosigkeit und Angst zugleich ausdrückt. Die riesige Figur, zu der es gehört, ist ein Werk der katalanischen Theatergruppe La Fura dels Baus und des Bühnenbildners Alfons Flores, gebaut für die Brüsseler Inszenierung von Ligetis Oper «Le Grand Macabre».
Die gesamte Handlung wird sich vor, in oder auf dem rundlichen Körper dieser Frau abspielen, die so zu einem gewaltigen Symbol für den Menschen an sich wird, zur Urmutter von Breughel-Land. «Wir haben uns gefragt», so Valentina Carrasco von La Fura dels Baus, «was der Meteor, mit dem Nekrotzar die Welt vernichten will, heute sein könnte. Ist es die Erderwärmung, die Klimakatastrophe?» Letztlich, so ihre Schlussfolgerung, ist es wohl egal. Der Mensch selbst ist die größte Bedrohung für das Paradies. Und deshalb dominiert auch ein riesenhafter Mensch die Bühne.
Die Inszenierung rückt den Leib ganz bewusst ins Zentrum. Denn so sehr «Le Grand Macabre» auch als groteskes Spiel ...
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