Handwerk mit Genie

Gustav Mahlers Jahrzehnt als Direktor der Wiener Hofoper

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Die «Ära Mahler» an der Wiener Hofoper, die von 1897 bis 1907 dauerte, gilt nicht nur als nie wieder erreichte Glanzzeit des Hauses, sondern war zugleich ein Meilenstein der Theatergeschichte. Dabei beschränkte sich Mahlers Rolle keinesfalls auf die Ausstrahlung als Dirigent. Gerade als Direktor und Regisseur – Funktionen, die in der Mahler-Biografik stets in den Hintergrund treten – hat er nach Wagner die entscheidenden Weichen gestellt für die Entstehung des modernen Musiktheaters, wie wir es heute kennen.

Diese Manager-Rolle steht im Zentrum von Franz Willnauers erstmals 1979 erschienenen Studie, die der 90-jährige Doyen der Mahler-Forschung jetzt in einer dritten, überarbeiteten und um fünf neue Kapitel erweiterten Fassung vorlegt.

Es ist ein nüchternes, aber keineswegs trockenes, in vielem geradezu spannend zu lesendes Buch. Die nackten Zahlen sind bekannt: In den zehn Jahren seiner Wiener Amtszeit dirigierte Mahler in 651 Vorstellungen insgesamt 63 Opern, die er größtenteils selbst auch szenisch einstudierte. Hinter dem fanatischen Arbeitswillen stand der unbedingte Anspruch: «In jeder Aufführung muss das Werk neu geboren werden.» Es war ein Despotismus in Namen der Kunst, ...

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Opernwelt November 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 38
von Uwe Schweikert

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