Handgestrickt
Herren mit Trachtenjanker sieht man kaum noch, von Festtagsdirndl oder Lederhos’n ganz zu schweigen. Demnach war früher alles besser? Anders eben. Und wer dachte, die Skitouristen aus Kitzbühel, Innsbruck oder dem Zillertal gönnen sich hier abendliche Klassik statt Gasthaus, sieht sich getäuscht: Die Tiroler Festspiele haben sich nicht nur etabliert, sie locken nun auch das Establishment. Kein Wunder – bei Kartenpreisen ab 90 Euro.
Erl, das ist wohl das einzige Dorf weltweit mit gleich zwei großen Bühnen.
Neben dem weißen Passionsspielhaus ließ Prinzipal Gustav Kuhn 2012 das mattschwarze, flunderflache Festspielhaus errichten. Und dieses, so schmuck und modern es ist, stößt in der zweiten Wintersaison an seine akustischen Grenzen. Puccinis «Tosca», das ist die am dicksten instrumentierte Partitur, die bislang dort erklang. Für das Festspielorchester, das sich im Riesengraben ausbreiten darf, kein Problem. Satt und süffig tönt alles, die Forte-Stellen gischten, im Piano können sich die Soli gut emanzipieren. Kuhn, der seine Musiker souverän, ja lässig lotst und nur hie und da energischer nachfasst, achtet auf Trennschärfe. Doch wer keine Riesenröhre hat wie Bariton Giulio Boschetti ...
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Opernwelt Februar 2014
Rubrik: Magazin, Seite 77
von Markus Thiel
Die Konstellation des neuen «Tannhäuser» in Dortmund erinnert an das Düsseldorfer Debakel vom Mai des vergangenen Jahres, als Burkhard C. Kosminskis Inszenierung vor Schreck über die heftigen Proteste sofort nach der Premiere umstandslos in die Schreddermaschine wanderte. Ein beispielloser Fall mangelnden Rückgrats seitens des Managements der Rheinoper. Die noch...
Die 1766 errichtete St. Paul’s Chapel – Manhattans ältestes durchgängig genutztes Gebäude – überlebte die von den Briten gelegten Brände der Revolutionszeit um 1776 ebenso wie die Anschläge vom 11. September 2001 auf das World Trade Center, dessen Türme nur wenige Straßenecken entfernt in sich zusammenfielen. Ein Wahrzeichen der Wiedergeburt, eignet sich St. Paul’s...
Sind «Figaro», «Don Giovanni» und «Così» so etwas wie die Dreifaltigkeit des Musiktheaters – drei Einheiten, die ein Ganzes bilden?
Zunächst einmal sind diese drei Stücke die größten Meisterwerke der Operngeschichte. Es gibt nichts Vergleichbares. Warum? Weil es die beste, die modernste Musik ist; und weil hier das Allgemein-Menschliche auf absolut zeitlose Weise...