Grandios gescheitert
Zuletzt sorgte die Oper Halle vor allem wegen der erbitterten, öffentlich ausgetragenen Kontroverse um die künstlerische Leitung für Furore. Aber auch mit dem Theaterpreis des Bundes, der ausdrücklich die innovative Ausrichtung des Hauses nennt, die sich unter anderem im Konzept einer die Grenze zwischen Zuschauern und Akteuren aufhebenden Raumbühne erkunden lasse.
In der Begründung der Jury werden ferner Projekte wie die mehrstufige Überschreibung von Giacomo Meyerbeers Grand Opéra «L’Africaine» genannt, die auf eine Neubewertung des Stücks aus der Perspektive afrikanischer Künstler zielte.
Mit kraftvollen Motti waren die vier Etappen dieses Versuchs einer postkolonialen Anverwandlung versehen: «Auseinandersetzung mit den Ahnen», «Versöhnung», «Reinigung», «Verwandlung». Große Worte, denen die Beteiligten zuletzt allerdings kaum noch folgten. Vielmehr wirkte die vierte und letzte Aufführung wie eine etwas verdrehte Reprise der ersten Bearbeitung, die Meyerbeer über weite Strecken intakt gelassen und durch gelegentliche Einschübe in der Art des Dokumentartheaters und allerhand Verfremdungskniffe etwas aufgeraut hatte. Auch am letzten Abend dominiert Meyerbeer; die Neukompositionen ...
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Opernwelt August 2019
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Regine Müller
Über Geschmack soll man ja eigentlich nicht streiten. Aber der Buhrufer, der sich beim Premierenapplaus in der Mailänder Scala über den Dirigenten heiser brüllt, besitzt zweifellos einen merkwürdigen. Ist Michele Mariotti doch gelungen, was bei Giuseppe Verdis «I masnadieri» alles andere als einfach ist: dem eher selten gespielten Werk zumindest musikalisch eine...
Das Schlagwort «kulturelle Vereinnahmung» ist derzeit in aller Munde. Dazu passt perfekt, dass das Holland Festival in Amsterdam gerade eine neue Version des «Turandot»-Stoffs präsentiert hat (Uraufführung: 5. Juni im Muziekgebouw). «Turan Dokht» spielt nicht, wie die populäre Oper von Giacomo Puccini und die Schauspiele von Carlo Gozzi und Friedrich Schiller, in...
Das Theater Basel war nicht wiederzuerkennen. Der Zuschauerraum fand auf der weit geöffneten Bühne eine spiegelsymmetrische Fortsetzung, längs durch den ganzen Raum zog sich ein schwarzer Laufsteg, der, absinkend und wieder aufsteigend, von der einen Seite zur anderen führte. Er war beidseits gesäumt von Publikum – außer dort, wo zwei Flächen frei blieben für die...
