Göttingen, Händel: Atalanta
Wenn zwei Königskinder sich trauen und der König dazu eine Oper bestellt, dann darf das Ganze, dem Anlass gemäß, nicht wild oder gar anstößig geraten. Für Georg Friedrich Händel half da 1736 in London ein Stoff, der uns heute beachtlich albern erscheint. Zwei Paare, die sich ihrer Zuneigung gewiss sind, stellen in zweieinhalb Stunden alles Mögliche an, um genau dies zu verbergen: Verkleidung, harmlose Intrigen, falsche Liebesschwüre mit den daraus resultierenden Eifersuchtsszenen, umgeleitete Liebesgeschenke, Verzweiflung, gespielt und echt.
Dann plötzlich ist alles wieder gut, und Gott Merkur steigt hernieder, um dem königlichen wie dem ländlichen Paar seinen Segen zu erteilen.
Es leuchtet ein, warum Händel hier unterhalb seiner Möglichkeiten blieb. «Atalanta» ist eine nette Unterhaltung, ein Geniestreich mit den Gefühlsabgründen seiner Meisterwerke ist sie nicht. Deshalb wohl wurde das Werk auch kaum je szenisch aufgeführt.
Die Premiere bei den Händel-Festspielen setzte von der Bühne bis in den Graben auf historische Aufführungspraxis. In den barockisierenden Kulissen bewegten sich die Figuren in üppigsten Kostümen, das Wildschwein und gar das abschließende echte Feuerwerk (dass ...
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