Glosse: Mehr Meyerbeer! Mehr Licht!

Wie Bayreuth sich erneuern sollte

Giacomo Meyerbeer war nie am Grünen Hügel in Bayreuth. Wie auch, der Schöpfer so einiger be- deutender Grandes Opéras hatte das Zeitliche bereits gesegnet, als das Festspielhaus im Fränki- schen seine Pforten öffnete. Und selbst wenn er als ein Engel vom Himmel hätte herabschweben können, wäre es in den heiligen Hallen womöglich zu einem veritablen Hauen und Stechen gekommen – zwischen Jakob Meyer Beer, dem Jungen aus gutem Berliner Hause, und Richard Wagner alias Karl Freigedank, dem Verfasser der Hetzschrift «Das Judenthum in der Musik» und Leipziger Spross.

 

Jascha Nemtsov, der in der bundesdeutschen Kapitale lebt, mithin in der Geburtsstadt Meyerbeers, war auch nie bei den Festspielen in Bayreuth. Aber nicht, weil er nicht die Gelegenheit hätte, dorthin zu pilgern. Nemtsov mag diesen Ort einfach nicht. Ganz und gar nicht. Der Musikwissenschaftler, Pianist und Professor für die Geschichte jüdischer Musik in Weimar und Potsdam findet den Ort allzu stark «kontaminiert – sowohl durch seine Geschichte als auch durch seine Gegenwart». Bayreuth, so Nemtsov in einem Radiointerview, sei «eine Art Kultstätte, kein normales Festival», dem auch heute noch «so eine Art Geschmack von diesem ...

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Opernwelt September/Oktober 2022
Rubrik: Magazin, Seite 81
von Jürgen Otten

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