Glaubensfrage
«Und, was glauben Sie?» – unter diesem Motto setzt sich das Pfalztheater Kaiserslautern spartenübergreifend mit der Antike auseinander. Das Musiktheater ist mit «Iphigenie in Aulis» dabei, der weniger bekannten von Glucks beiden Tantaliden-Opern, die die Vorgeschichte des Trojanischen Krieges beschreibt: Heerführer Agamemnon liegt mit seiner Flotte wegen anhaltender Windstille in Aulis fest und soll auf Geheiß des Oberpriesters Kalchas die Götter durch die Opferung seiner Tochter Iphigenie freundlich stimmen.
Aber seine Frau Klytämnestra und Iphigenies Bräutigam Achill stemmen sich gegen den barbarischen Akt.
Regisseur Benjamin Schad erzählt die Geschichte in klassischer Strenge: hoch konzentriert, schnörkellos. Das minimalistische Bühnenbild, das ohne Accessoires auskommt, signalisiert mit seinen mächtigen, düsteren Mauern Unbeweglichkeit. Die Kostüme sind durchweg cremefarben gehalten, nur in Nuancen unterscheiden sich Kriegervolk und Fürsten.
Den Figuren sind klare Charakteristika zugewiesen: ein zögerlicher, hin- und hergerissener Agamemnon, eine zunächst naive, dann an den Herausforderungen reifende Iphigenie, der zornige Held Achill, dessen große Gesten Ratlosigkeit verbergen ...
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Opernwelt April 2014
Rubrik: Panorama, Seite 35
von Dieter Lintz
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Die Oper ist ein unmögliches Kunstwerk.» Mit diesem verbalen Paukenschlag hat Oscar Bie 1913 sein brillantes, noch immer lesenswertes Buch «Die Oper» eröffnet. Carolyn Abbate und Roger Parker sind derselben Meinung. Die beiden renommierten angloamerikanischen Musikwissenschaftler geben sich allerdings entschieden konservativer als der deutsche Kulturhistoriker,...
Euripides’ und Glucks «Alceste» gegen den Strich gebürstet: Nicht die bekannte Geschichte einer den Tod überwindenden Liebe kommt auf die Bühne des Teatro Real; vielmehr erzählt der polnische Regisseur Krzysztof Warlikowski von der Flucht aus einer schwierigen Ehe in den Tod. Seine Alceste lebt die letzten Jahre der Lady Diana, Princess of Wales, nach. So wird...