Gewiefter Liebling

Zum 200. Todestag: Neapel erinnert an Giovanni Paisiello

Opernwelt - Logo

Gut aussehend soll er gewesen sein. Mit großen, feucht schimmernden Augen zeigt ihn ein Ölgemälde von Élisabeth Vigée-Lebrun; angeblich hat sie ihn gut getroffen (Foto). Zarin Katharina die Große, der er von 1776 bis 1783 diente, war in Giovanni Paisiello geradezu vernarrt, überhäufte ihn mit Geschenken, legte ihm sogar einmal – er wirkte am Cembalo ein wenig matt – den eigenen Pelz um die Schultern. Joseph II. war ein Fan.

Erst recht Napoleon, der ihn 1801 nach Paris beorderte, gern mit ihm dinierte und sich auch nicht zu schade war, dem Komponisten in seine «Proserpina» reinzureden (die dann gründlich floppte).

Dabei schlug Paisiellos Herz stets für Neapel. Immer wieder zog es den gebürtigen Tarentiner, der fast 100 Opern schrieb und heute dennoch fast vergessen ist, zurück in die Mittelmeerstadt, in der er studiert hatte. 1767 gelang es dem 27-Jährigen, den Hof Ferdinands IV. mit «L’idolo cinese» fürs Komische zu begeistern – schon wurde er Platzhirsch Niccolò Piccinni gefährlich. Opere buffe wurden seine spritzige Spezialität: «Il barbiere di Siviglia» (1782) war so beliebt, dass Rossini seinen «Almaviva» erst nach Paisiellos Tod umzutaufen wagte.

Vielleicht liebte Paisiello das ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Magazin, Seite 71
von Wiebke Roloff

Weitere Beiträge
Ein Hauch Westafrika

Diese Geschichte ist ein echtes Stück Charleston. Der Schiftsteller DuBose Heyward wurde in der Stadt geboren, er verbrachte sein Leben hier, und die Charaktere und Plätze seiner «Porgy»-Erzählung empfand er denen nach, die er auf der Straße, in Lokalen oder in den Kirchen sah. Der gebürtige New Yorker George Gershwin war mit Charleston immerhin besuchsweise...

Was kommt...

Das Leben, ein Spiel
Mit zwei ehrgeizigen Produktionen bringt sich De Nationale Opera Amsterdam beim Holland Festival ein. Mariss Jansons dirigiert eine von Stefan Herheim inszenierte «Pique Dame», Louis Andriessen bringt sein neues Stück heraus: «Theatre of the World».

Grenzgänger
Mit dem Schreiben von Bühnenmusiken fing alles an. Dann begann David Marton eigene...

Norma am Bosporus

Als Istanbul 2010 gemeinsam mit dem Ruhrgebiet und der ungarischen Stadt Pecs Kulturhauptstadt Europas wurde, erfüllten sich nicht alle Erwartungen. Man munkelte von Korruption, versickernden Fördergeldern. Aber in der 15-Millionen-Stadt vibrierte eine welt­offene Aufbruchsstimmung. Es fiel leicht, hier an die Anschlussfähigkeit der Türkei an die Europäische Union...