Gemischter Klang, gespaltene Gefühle
«Diversity of opinion about a work of art shows that the work is new, complex and vital», schrieb Oscar Wilde im Vorwort zu «The Picture of Dorian Gray». Anhänger der neuen Live-Einspielung von Wagners «Ring des Nibelungen» unter Christian Thielemann mögen diesen Aphorismus ins Treffen führen. Zumindest divergieren die Reaktionen auffallend. Dass jedoch solch unterschiedliche Meinungen für Neuheit, Komplexität und Vitalität stehen, erscheint bei dieser Aufnahme eher zweifelhaft. Zu groß ist etwa das Gefälle zwischen Dirigent und Sängern.
Auch aufnahmetechnisch kann man einiges bemängeln.
Schon beim Vorspiel zum «Rheingold», ist man hin- und hergerissen. Ein Meer wie aus Bernstein, schemenhaft darin wie träge Fische die Motivgestalten: Seltsam unbestimmt klingt das Orchester der Wiener Staatsoper, wie mit dem Weichzeichner abgebildet – man muss die Anlage voll aufdrehen, um Details einigermaßen wahrzunehmen. Dies gilt beinahe für die gesamte Tetralogie. Es hört sich an, als hätten Dirigent und Tontechnik es darauf angelegt, den zum Spaltklang tendierenden offenen Graben der Staatsoper zu ignorieren und einen Bayreuth-ähnlichen, gedeckelten (Misch-)Klang herzustellen. Nicht ...
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Opernwelt September/Oktober 2013
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 44
von Gerhard Persché
Es gibt ein Nachspiel. Da steht der Regisseur Frank Castorf im Buhgewitter vor dem Vorhang des Bayreuther Festspielhauses und steht und steht. Er will einfach nicht abgehen, schaut auf die Uhr, schaut auf die wütende Menge, zeigt ihr den Vogel. Will er etwas sagen? Das Publikum will es jedenfalls nicht hören. Immerhin hatte Castorf sechzehn Stunden Zeit, alles zum...
Götter mögen keine Kekse. Deshalb bringen die Menschen in den Longshan-Tempel Äpfel mit, auch Bananen, Papaya und Blumen. Viele der Götter, die hier versammelt sind, scheinen gemischte Teller zu bevorzugen: Je bunter die Opfergaben, desto bereitwilliger werden Gebete erhört. Kekse gibt es trotzdem – zur Stärkung der Gläubigen und zur Stärkung der Tempelkasse. Wer...
Die handschriftliche Originalpartitur von Verdis «Otello» und eine Druckplatte vom Erstdruck der Partitur seines «Falstaff»: zwei Prunkstücke, die in Berlin noch bis zum
15. September zu bewundern sind (www.enterpriseopera.com). Nachdem Bertelsmann BMG im Jahr 2007 den dreizehn Jahre zuvor erworbenen Verlag Ricordi aus kartellrechtlichen Gründen weiterverkaufen...
