Funkstille

Tschaikowsky: Pique Dame
Ulm | Theater

Opernwelt - Logo

Tschaikowsky selbst vergoss nach eigenem Bekenntnis Tränen, als er Puschkins unglücklich liebende Spielernatur Hermann in den sicheren Untergang begleitete, und seine Erschütterung spiegelt sich in der Musik, die sich durchgehend in einem Bereich zwischen Herzflimmern und Herzrasen bewegt. Da kündigt sich schon der Komponist der «Pathétique» an. Im Ulmer Theater wollte man dem Publikum so kurz vor Weihnachten solche Kost nicht zumuten und präsentierte dieses aufwühlende Seelendrama stattdessen als ein gesungenes Gegenstück zum «Nussknacker»-Ballett.

Zunächst ist der Zuschauer beeindruckt, wie sich das relativ arme Theater hier gleichsam ins Festtagsgewand wirft. Er muss bewundern, wie die Bühnenbildnerin Britta Lammers mit geringen Mitteln und mit Unterstützung der Lichtregie (Marcus Denk) Atmosphäre zaubert: Standuhren, mobile Spiegelschränke, Kronleuchter beschwören im nicht abgeschlossenen Bühnenraum ein märchenhaft verklärtes historisches Ambiente herauf. Die Kostüme von Angela C. Schuett tun ein Übriges, beim Betrachter nostalgische Gefühle aufkommen zu lassen. Schöne heile Opernwelt.

Regisseur Igor Folwill denkt nicht daran, diese Idylle zu zerstören. Seine ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2017
Rubrik: Panorama, Seite 48
von Ekkehard Pluta

Vergriffen
Weitere Beiträge
Diskrete Erotik

Auf deutschen Bühnen begegnet man Maurice Ravels einaktiger musikalischer Komödie «L’heure espagnole» (1911) vergleichsweise selten, auf Tonträgern ist sie jedoch eindrucksvoll repräsentiert. Eine erste Gesamtaufnahme, die vom Komponisten selbst beaufsichtigt wurde, erschien bereits 1929, nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen sich Dirigenten-Koryphäen wie René...

Das kalte, heiße Herz

In der entscheidenden Szene schweigt das Orchester. Die Pariser Abendgesellschaft auf der Bühne wird von einem Pianisten unterhalten, der sich als Nachfolger Chopins versteht und in der Tat etwas Nocturne-artiges auf die Tasten zaubert – langsam, elegisch in H-Dur beginnend, dann vollgriffig virtuos ausholend. Wie sich später herausstellt, soll er ein Spion...

Ansichtssache

Man kann sie kaum noch zählen, die kompletten Aufführungen von Wagners «Ring des Nibelungen», die in den letzten Jahren als Mitschnitte auf CD oder DVD erschienen sind. Wien, Hamburg, Frankfurt, Weimar, Lübeck, Kopenhagen, Amsterdam, Seattle usw. Und jetzt also auch noch Hongkong. Dort hat man vor zwei Jahren einen konzertanten Zyklus gestartet, der nun bis...