Funkstille
Tschaikowsky selbst vergoss nach eigenem Bekenntnis Tränen, als er Puschkins unglücklich liebende Spielernatur Hermann in den sicheren Untergang begleitete, und seine Erschütterung spiegelt sich in der Musik, die sich durchgehend in einem Bereich zwischen Herzflimmern und Herzrasen bewegt. Da kündigt sich schon der Komponist der «Pathétique» an. Im Ulmer Theater wollte man dem Publikum so kurz vor Weihnachten solche Kost nicht zumuten und präsentierte dieses aufwühlende Seelendrama stattdessen als ein gesungenes Gegenstück zum «Nussknacker»-Ballett.
Zunächst ist der Zuschauer beeindruckt, wie sich das relativ arme Theater hier gleichsam ins Festtagsgewand wirft. Er muss bewundern, wie die Bühnenbildnerin Britta Lammers mit geringen Mitteln und mit Unterstützung der Lichtregie (Marcus Denk) Atmosphäre zaubert: Standuhren, mobile Spiegelschränke, Kronleuchter beschwören im nicht abgeschlossenen Bühnenraum ein märchenhaft verklärtes historisches Ambiente herauf. Die Kostüme von Angela C. Schuett tun ein Übriges, beim Betrachter nostalgische Gefühle aufkommen zu lassen. Schöne heile Opernwelt.
Regisseur Igor Folwill denkt nicht daran, diese Idylle zu zerstören. Seine ...
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