Freiheit nur für ihn
Hotels sind Durchgangsstationen. In Ihnen liegen Öffentlichkeit und Intimität, Komödie und Tragödie nur eine Handbreit voneinander entfernt. Wie bilanzierte Vicki Baum am Ende ihres Bestsellerromans «Menschen im Hotel» von 1929 so trefflich: «Glückseligkeiten und Katastrophen wohnen Wand an Wand.»
Was aber ist das Glück, was die Katastrophe für Don Giovanni? Floris Visser deutet es schon gleich zu Beginn seiner Karlsruher Neuinszenierung von Mozarts Meisterwerk an: Es ist im Grunde dasselbe.
Don Giovanni kniet, den nackten, geschundenen Oberkörper dem Publikum zugewandt, vor (s)einem Hotelbett, in dem zwei sehr offenherzige Damen ruhen, und geißelt sich mit einer Peitsche. Über der Schlafstatt ein großes weißes Kreuz, an der Wand eine Strichliste. Man darf annehmen, dass jeder Kick, jede Befriedigung einen neuen Strich generieren – eine moderne Auslegung des Registers, das sein Diener Leporello führt. Schmerz und Libido, Obsession und Autismus liegen in dieser Figur so nah beieinander wie die Räumlichkeiten des Hotels, in dessen Anonymität Don Giovanni dauerhaft logiert. Dieuweke van Reij hat ein Labyrinth aus Zimmern, Gängen, Foyers und einem Saal auf die Drehbühne gestellt – ...
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Opernwelt Februar 2020
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Alexander Dick
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