Fordern und gefordert werden

Kontinuierliche Ensemblearbeit – das ist für Stefan Blunier das Wichtigste. Deshalb hat sich der Bonner Generalmusikdirektor langfristig an sein Haus gebunden. Und erzielt dort erstaunliche Ergebnisse – ­zuletzt mit Wagners «Tannhäuser»

Opernwelt - Logo

Schon bei seinem Amtsantritt im Januar konnte man es hören: Ungewohnt fein und transparent klang da Richard Strauss’ gigantisch instrumentierte «Elektra»-Partitur, schlank und beweglich präsentierte sich das Orchester. Unverkennbar stand da ein Mann im Graben, der sehr präzise Vorstellungen vom Klang seines Orchesters hatte – und diese auch umzusetzen wusste. Dieser Eindruck bestätigte sich in der auch überregional viel beachteten Produktion von Karol Szymanowskis «König Roger» und in der aktuellen Neuinszenierung von Wagners «Tannhäuser».

Auch hier findet Blunier einen ganz eigenen, aber sehr plausiblen Ansatz. Er versucht nicht, die Disparitäten der Dresdner und der Pariser Fassung abzumildern. Im Gegenteil: Er betont sie, indem er die schillernde Harmonik und die rauschhafte Farbigkeit der nachkomponierten Passagen breit und klangsinnlich entfaltet, während er andererseits die aus der Dresdner Urfassung stammenden Teile knapp, präzise und durchsichtig musizieren lässt – die frühe deutsche Romantik, Weber, Marschner,  klingen deutlich durch. «So, wie Wagner das Stück hinterlassen hat», sagt der Dirigent, «hat es nun einmal seine Brüche und Widersprüche, und darin liegt auch eine ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Dezember 2009
Rubrik: Magazin, Seite 66
von Ingo Dorfmüller

Vergriffen
Weitere Beiträge
Im Bauch der Riesenlauten

Man tauchte sie in siedend heißes Wasser und schickte nach dem Henker, ihr das Haupt abzuschlagen. Doch es nützte alles nichts. Der glaubensstarken Cäcilie, Tochter aus gutem Patrizierhause, konnten selbst die grausamsten Folterqualen im heidnischen Rom nichts anhaben. Erst als Gottvater es für geboten hielt, sie heimzurufen, entschwebte die standhafte Seele von...

Fahrräder und ein schwebendes Vogelnest

Der Regimekritiker und Konzeptkünstler Ai Weiwei, Medienstar der 12. Kasseler Documenta, war trotz beschädigter Gesundheit (die Folgen von Schlägen durch chinesische Sicherheitskräfte) zur Premiere in die Hansestadt gekommen. Und er warf damit ein wenig Glamourglanz auf das momentan durch Finanzierungsschwierigkeiten und Rücktritt des Intendanten gebeutelte Bremer...

Vom Schlag getroffen

«Wie kriegt man die Empathie wieder in die Köpfe», fragte Stephan Kimmig, der Schauspielregisseur, vor einem halben Jahr in der Wochenzeitung «Die Zeit». Wie aktiviert man das Mitfühlen der Menschen, elementare Emotionen? Vielleicht hat Kimmig, Jahrgang 1959, auch deshalb zur Oper gefunden – Nikolaus Bachler, Münchens Opernchef, hat ihn vom schauspielerischen...