Flucht nach vorn
Kein Wunder, dass Dmitri Schostakowitsch anno 1959 bei der Moskauer Uraufführung seiner einzigen Operette keinerlei Probleme mit der Zensur in seiner sowjetrussischen Heimat bekam, wie es in der für ihn brandgefährlichen Stalin-Ära noch der Fall gewesen war. «Moskau, Tscherjomuschki» ist Ausfluss der von Chruschtschow eingeleiteten «Tauwetter»-Periode, die eine deutliche innenpolitische Liberalisierung bewirkte. Künstler konnten nun die Alltagsprobleme der kleinen Leute offen thematisieren.
Der einstige «Volksfeind» Schostakowitsch tat dies, zumindest aus heutiger Sicht, mit einem geradezu liebevollen, folkloristischen Blick. So wenig doppelten Boden wie hier gibt es sonst wohl kaum bei diesem Meister der Dialektik, des geschickten Verschleierns von Unaussprechlichem und einer Affirmation, die der Wahrheit im Gewande der Lüge gleicht. Die Partitur scheint mit leichter Hand aufs Papier geworfen.
Westlicher Walzer und Marsch geben sich ein Stelldichein mit dem russischen Idiom patriotischer Kampfesgesänge; die bessere Blaskapelle aus Mitgliedern der Orchesterakademie des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg stößt dazu unter Rupert Burleigh lustvoll schmissig in Posaune, Horn, ...
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Opernwelt August 2019
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Peter Krause
Frau Oropesa, Sie haben mit 25 das Lindemann Young Artist Development Program der Metropolitan Opera in New York abgeschlossen. Macht es das Sängerleben leichter oder schwieriger, wenn man gleich an der Met einsteigt?
Es macht es schwierig, weil man sofort schwimmen muss. Man hat keine Zeit, erst mal die Zehen ins Wasser zu strecken. Entweder du bleibst oben oder...
Nicht nur im Vergleich mit den beiden anderen deutschen Festivals zu Ehren des Meisters (in Göttingen und Karlsruhe), sondern weltweit bieten die Hallenser Händel-Festspiele Halle das größte Barockmusik-Fest seiner Art. In diesem Jahr waren es an 17 Juni-Tagen 111 Veranstaltungen mit 58 000 Gästen, die Auslastung lag bei 87 Prozent. In puncto künstlerischer Rang...
Karlheinz Stockhausens monumentaler Musiktheaterzyklus «Licht» scheint Konjunktur zu haben: Anfang Juni hatte das Holland Festival mit 14 Stunden immerhin die Hälfte in Szene gesetzt, vier Wochen später realisierte nun Le Balcon zwei Vorstellungen des «Samstag» in Paris, nachdem es im vergangenen Herbst bereits den «Donnerstag» an der Opéra Comique herausgebracht...