Flucht nach vorn
Kein Wunder, dass Dmitri Schostakowitsch anno 1959 bei der Moskauer Uraufführung seiner einzigen Operette keinerlei Probleme mit der Zensur in seiner sowjetrussischen Heimat bekam, wie es in der für ihn brandgefährlichen Stalin-Ära noch der Fall gewesen war. «Moskau, Tscherjomuschki» ist Ausfluss der von Chruschtschow eingeleiteten «Tauwetter»-Periode, die eine deutliche innenpolitische Liberalisierung bewirkte. Künstler konnten nun die Alltagsprobleme der kleinen Leute offen thematisieren.
Der einstige «Volksfeind» Schostakowitsch tat dies, zumindest aus heutiger Sicht, mit einem geradezu liebevollen, folkloristischen Blick. So wenig doppelten Boden wie hier gibt es sonst wohl kaum bei diesem Meister der Dialektik, des geschickten Verschleierns von Unaussprechlichem und einer Affirmation, die der Wahrheit im Gewande der Lüge gleicht. Die Partitur scheint mit leichter Hand aufs Papier geworfen.
Westlicher Walzer und Marsch geben sich ein Stelldichein mit dem russischen Idiom patriotischer Kampfesgesänge; die bessere Blaskapelle aus Mitgliedern der Orchesterakademie des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg stößt dazu unter Rupert Burleigh lustvoll schmissig in Posaune, Horn, ...
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Opernwelt August 2019
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Peter Krause
Die Bühne stellt das aufgeschnittene Untere eines Schiffsrumpfs dar, oder eine sehr große Halfpipe. Nicht einfach, da hineinzurutschen; noch schwerer, wieder herauszukommen. Von oben, vom Rand aus, ist es ein Abgrund. Mit Michael Thalheimers Konzept für seinen «Macbeth» an der Opera Vlaanderen hat das zu tun, insofern Henrik Ahrs streng geteilter Raum eine rigide...
Inszenatorische Präzedenzfälle werden in dieser Jubiläums-Kassette nicht dokumentiert. Vielmehr sind es mehrheitlich Produktionen, die viele Jahre im Spielplan überdauerten, dabei szenisch selbst in die Jahre kamen und durch Sänger und vor allem Dirigenten wirken. Beispielsweise Verdis «Trovatore» unter Karajans spektakulärem Dirigat, in einer...
60. Jahrgang, Nr 8
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