Flensburg, d'Albert: Tiefland
Noch vor fünfzig Jahren gehörte d’Alberts «Tiefland» – genau wie Flotows «Martha» und Lortzings «Undine» – zum unverzichtbaren Standardrepertoire des deutschen Stadttheaters. Nachdem diese Werke, nicht zuletzt auf Grund einer wohl durch die Achtundsechziger ausgelösten Intellektualisierung des Musiktheaters, fast vollständig von unseren Spielplänen verschwunden waren, hat jetzt die Gegenbewegung eingesetzt: Die Darstellung großer Emotionen ist nicht mehr suspekt, sondern passt – das Kino macht’s vor – in den Trend der Zeit.
Das Weinen ist wieder erlaubt, wenn, wie es in «Martha» so schön heißt, auf der Opernbühne «so ein Volkslied, recht fürs Herz» erklingt.
Und davon hat d’Albert mit dem Raffinement des wissenden Klangmagiers einige in seine «Tiefland»-Partitur hineingezaubert. «Phrasen von wohllautendem Ausdruck, die zu Herzen gehen», «eine populäre Musik», klagend «in rührenden Wendungen», nennt sie Oskar Bie, der universale Opernkenner des vorigen Jahrhunderts. In Flensburg legt die junge Dirigentin Hsiao-Lin Liao mit ihrem Orchester diese Schätze frei, ohne penetrant auf die Tränendrüse zu drücken. Mit durchgehend schlankem Klang, der auch in den Steigerungen nicht schwülstig ...
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